Neue Jugendkultur

1990 - Springerstiefel

Wir schreiben das Jahr 1990 und betrachten ein Paar sogenannter Springerstiefel. Unter den Jugendlichen findet das ursprünglich militärische Schuhwerk immer mehr Verbreitung.

Als provokantes Mode-Accessoire hatten die Punks die Springerstiefel in den 1970er-Jahren aufgebracht. Berühmt wurden sie vor allem durch Sid Vicious, den Bassisten der skandalumwitterten Punkband Sex Pistols.

Springerstiefel

(c) Wien Museum

Um 1990 wurden die Springerstiefel von neu entstehenden und oft ganz unterschiedlichen Musik- und Jugendbewegungen wieder aufgegriffen und mussten je nach Zugehörigkeit ihrer Träger Farbe bekennen.

Traurige Berühmtheit erlangte das schwarze Schuhwerk als Erkennungszeichen rechtsradikaler Skinheads. Dabei, so Michaela Lindinger vom Wien Museum, handelt es sich genau genommen jedoch nicht um Springerstiefel, sondern um Doc Martens.

Die vermehrt im Stadtbild auftretenden Skinheads spiegelten den Rechtsruck in der Gesellschaft wider. So hatte die FPÖ unter Jörg Haider bei den Nationalratswahlen 1990 einen gewaltigen Stimmenzuwachs erzielt.

Um die Stimmung am Köcheln zu halten, initiierte Haider zwei Jahre später unter dem Titel "Österreich zuerst" ein Anti-Ausländer-Volksbegehren. Die neugegründete Plattform SOS-Mitmensch organisierte daraufhin mit dem "Lichtermeer" die größte Demonstration der Zweiten Republik. Mehr als 200.000 Menschen engagierten sich für mehr Solidarität und gegen Ausländerfeindlichkeit und zogen am 23. Jänner 1993 mit Fackeln und Kerzen über den Wiener Ring zur großen Kundgebung am Heldenplatz.