Eine neue Kommunikationsform

Technische Entwicklungen werden immer wieder auch von Kunstschaffenden reflektiert. "Leporello" konnte dieses Phänomen in den letzten 20 Jahren des Öfteren beobachten. So etwa im Herbst 1998. Das Internet als Massenkommunikationsmittel war da erst einige Jahre jung.

Sogenannte Chatgroups begannen sich als Plattformen persönlichen Austausches gerade langsam durchzusetzen, und der E-Mail-Verkehr war auch noch relativ neu. Doch gerade letztgenannte Kommunikationsform interessierte den Komponisten und Multimediakünstler Klaus Karlbauer schon vor 15 Jahren. Für die Sängerin Rosivita und den Vokalperformer Didi Bruckmeier als virtuell vernetztes, potenzielles Paar entwickelte Karlbauer die Produktion "forgetme@not", die im Wiener Rhiz gezeigt wurde.

Der kunstvolle Begriff "Cybersex" war in Zeiten der beginnenden weltweiten Vernetzung in vieler Munde. Kulturpessimisten befürchteten die Mechanisierung der Liebe und die Entfremdung, ja endgültige Verrohung der Menschheit durch allzu elektronischen Umgang miteinander. Medienkünstler Klaus Karlbauer hingegen konnte dem Internet schon damals durchaus beziehungsstiftende Funktionen bescheinigen.

Klaus Karlbauers Versuch über die Liebe in Zeiten kollektiver Verkabelung lockte 1998 zahlreiche Besucher zur Aufführungsserie ins Wiener Rhiz. Was damals noch eher als Utopie verhandelt wurde, nämlich Partnerwahl und Beziehungsgründung via Internet, ist heute ja bekanntlich längst gang und gäbe.

Letztendlich sprengte in der Performance "forgetme@not" die Liebe alle Grenzen des Mediums. Übrigens: Heute Abend präsentieren Rosivita und Klaus Karlbauer in der Wiener Kulturinitiative Trust Ausschnitte aus ihrer aktuellen Produktion "Fools Island Project".