"Jägerstätter": Uraufführung in der Josefstadt

Das Leben des Kriegsdienstverweigerers Franz Jägerstätter hat schon viele Künstler, Komponisten und Filmemacher inspiriert, allen voran Axel Corti, der mit "Der Fall Jägerstätter" die Thematik einem breiteren Publikum bekannt machte. Nun hat sich, auf Anregung von Gregor Bloeb, der Tiroler Autor Felix Mitterer des Stoffes angenommen. Gestern wurde sein Stück "Jägerstätter" im Theater in der Josefstadt uraufgeführt.

Morgenjournal, 21.6.2013

"Ich muss gestehen, wie kann ich das erzählen, dass sich das überhaupt jemand anschauen will", sagt Felix Mitterer.

Die Zweifel Felix Mitterers waren unbegründet, denn diese letzte Premiere vor dem Sommer zählt in der Josefstadt sicher zu den glanzvollsten der Saison. Das Stück ist spannend und zügig durchkomponiert, die Regie von Stephanie Mohr dezent und stimmig und das Schauspielerensemble hervorragend, allen voran Gregor Bloeb als Jägerstätter und Gerti Drassl als Franziska.

Ambivalente Figuren

Neben der Liebesgeschichte von Franz und Franziska, zeichnet Felix Mitterer mit vielen Schattierungen das Ambivalente der Figuren heraus und schafft anrührende und bewegende Momente, die den inneren Kampf des Katholiken und Familienvaters Jägerstätter spürbar machen.

Der Radikalität und Einsamkeit der Jägerstätterfigur, steht die Dorfgemeinschaft als Chor gegenüber, der die allgemeine Stimmung und gängige Meinung wiedergibt, und nicht zufällig an antike Tragödien erinnert.

Auf der einfache holzverschalten Bühne, reichen ein paar Hirschgeweihe an den Wänden, um das bäuerliche Ambiente anzudeuten, aus den Tischen und Sesseln lassen sich Wirtshausstammtisch, Gefängnis, Kirche und Hochofen bauen.

Berührend, nachdenklich aber auch komisch

Franziska Jägerstätter, die mit Felix Mitterer über das Stück gesprochen hat und auch ihre Briefe zur Verfügung gestellt hat, konnte die Premiere nicht mehr miterleben. Sie ist im Frühjahr 100jährig gestorben. Im Publikum allerdings, Maria Dammer, Jägerstätters Tochter, die auf der Bühne, wie ihre zwei Schwestern, als einfache weiße Stoffpuppe dargestellt wird.

Auch die Folgen und Demütigungen für Franziska und die erst sehr späte Anerkennung und Ehrung Jägerstätters deutet Mitterer an und schafft ein berührendes, nachdenklich machendes und zum Teil auch komisches Stück, dass sich sicher auch für den Theatersommer Haag eignet, wo "Jägerstätter" nach der gestrigen Josefstadt-Uraufführung ab 3. Juli gezeigt wird, bevor es im Herbst an die Josefstadt zurückkehrt.

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