Wenig Geld für Heimkinder in Kärnten

Ehemalige Heimkinder, die Opfer schwerer körperlicher oder sexueller Gewalt wurden, bekommen von der Stadt Wien oft 30.000 Euro oder mehr als Anerkennungszahlung. In Kärnten bekommen ehemalige Heimkinder 5.000 Euro oder gar nichts. Nicht einmal der bis vor kurzem zuständige FPK-Landesrat Christian Ragger findet das gerecht. Und jetzt, wo Ö1 zu recherchieren begonnen hat, wollen Ragger und die neue SPÖ-Soziallandesrätin Beate Prettner alles ändern.

Morgenjournal, 24.6.2013

"Skandalöse Abschasselung"

Mehr als drei Jahre ist es her, da haben Klasnic-Kommission und katholische Kirche ein Schema für Anerkennungszahlungen erarbeitet: Je nach Traumatisierung und Schwere der Misshandlung 5.000, 15.000 oder 25.000 Euro. Die meisten Bundesländer haben das übernommen, die Stadt Wien zahlt in Einzelfällen auch mehr. In Kärnten gibt es nur einen Richtwert: 5.000 Euro. Michael John, Historiker und Heimkind-Experte, findet den Kärntner Umgang mit Ex-Heimkindern "skandalös". Auch weil Opfer aus Heimen oder Missbrauchs-Opfer des pädophilen Klagenfurter Primars und Kinderpsychiaters Franz Wurst vom Land Kärnten "abgeschasselt" würden. Sie würden auf den Zivilrechtsweg oder auf Krankenanstalten verwiesen.

"Zweiter Opfergang"

Und die Salzburger Kinderanwältin Andrea Holz-Dahrenstädt setzt sich seit einem Jahr für einen Salzburger ein, der im Kärntner Landesjugendheim in Ferlach Opfer von Gewalt wurde. Auch er hat bis heute keine Anerkennung, Anerkennungszahlung oder Geld für Therapie erhalten hat. Zermürbend sei das und ein "zweiter Opfergang", sagt Holz-Dahrenstädt.

Ein Grund für das lange Warten dürfte sein, dass sich in Kärnten nur eine Person um Heimkindentschädigungen gekümmert hat, die ohnehin vielbeschäftigte Leiterin der Jugendwohlfahrtsabteilung. Die neue SPÖ-Soziallandesrätin Beate Prettner will das ändern und eine Kommission einsetzen. Zur Entschädigungshöhe und dem Richtwert 5.000 Euro sagt Prettner, das müsse man diskutieren und bundesweit einheitliche Regelungen reffen.

"Natürlich ist das ungerecht"

Der bisher verantwortliche FPK-Landesrat Christian Ragger sagt, er habe die Entschädigungshöhe 2009 von seiner SPÖ-Vorgängerin Gabi Schaunig übernommen. Ragger spricht von Verjährung und verteidigt sich, man habe in Prävention investiert. Aber dann sagt er überraschend zum Vergleich Wien-Kärnten: "Natürlich ist das ungerecht". Wenn man nach der Judikatur des Obersten Gerichtshofes gehe, "hätte man sicher höhere Sätze annehmen können".

Seit 2010 haben sich in Kärnten laut Jugendwohlfahrt rund 50 Betroffene gemeldet, 25 haben Zahlungen als Anerkennung und für Therapie erhalten - der Fall des betroffenen Salzburgers steht nun immerhin knapp vor der Erledigung.

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