Studie: Lkw-Fahrverbote kosten 200 Mio. Euro

In Österreich herrsche ein Wildwuchs an Fahrverboten, kritisiert ein Verkehrsexperte der WU-Wien. Es gebe keine österreichweite Koordinierung. Fahrverbote zu beantragen liege in der Hand von Bürgermeistern. Für die Wirtschaft und die Umwelt habe das negative Auswirkungen, belegt seine Studie und gießt damit Wasser auf die Mühlen der heimischen Frächter.

Mittagsjournal, 6.8.2013

200 Mio. Euro Kosten

In Österreich kann jeder Bürgermeister ein Fahrverbot bei der jeweiligen Landesregierung beantragen. Einige Bundesländer seien bei der Bewilligung, andere wiederum würden eher den lokalen Bedürfnissen der Bevölkerung entsprechen, sagt Verkehrsexperte Sebastian Kummer von der Wirtschaftsuniversität Wien. Er ist in einer Studie zu dem Schluss gekommen, dass die vielen lokalen oder temporären Fahrverbote zwar gut für einen kleinen Teil der Bevölkerung seien, insgesamt aber schaden und die Volkswirtschaft viel kosten: über 200 Millionen pro Jahr in Form von Umwegverkehr und mehr CO2-Emission, hat Kummer errechnet.

Nachteil für Standort und Jobs

Mit Umwegverkehr meint Kummer, dass Lkws beim Warentransport wegen kleinerer Fahrverbote zum Teil lange Umwege fahren müssten. Die Mehrkosten werden laut Kummer an die Unternehmen weitergeleitet, die dadurch am meisten betroffen seien. Sein Beispiel: Wenn Lkw nicht direkt von der Steiermark auf die Westautobnahn fahren könnten, sondern nur über die Pyhrn-Strecke, dann mache das den Transport nach Deutschland unrentabel.

Einige Unternehmen hätten deshalb bereits geschlossen. Dadurch gingen nicht nur Arbeitsplätze verloren, auch der Standort Österreich wird durch die vielen Fahrverbote laut Kummer gefährdet - "vor allem durch die Unberechenbarkeit". Kummer fordert daher österreichweite Regelungen für die Bewilligung von Fahrverboten.

"Größeres Ganzes" statt Bürgermeister-Macht

Auch der Präsident des Zentralverbandes der Spediteure, Wolfram Senger-Weiss, verlangt von der nächsten Regierung einen österreichweiten Güterverkehrsplan: "Es soll nicht mehr Bürgermeistern überlassen bleiben, Partikularinteressen durchsetzen zu können, weil man das größere Ganze sehen muss." Mehr als 80 Prozent aller Lkws seien von Fahrverboten betroffen. Das koste fast zweieinhalb Tausend Euro pro Lkw und Jahr, rechnet Senger-Weiss vor.