Experte: Wahlkampf wird "schmutzig"

Der Wahlkampf für die Nationalratswahl Ende September wird nun immer intensiver: Mehr Präsenz der Politiker, mehr Auseinandersetzungen zwischen den Parteien und auch mehr "dirty campaigning", erwartet etwa der Medien- und Kommunikationswissenschafter Matthias Karmasin.

Dach des Parlaments mit Österreichfahne

(c) APA, Schlager

Morgenjournal, 12.8.2013

In den USA gelernt

Ab jetzt werde der Ton rauer, der Wahlkampf schmutziger, sagt Matthias Karmasin, Medien- und Kommunikationswissenschaftler, und das sei ein Indiz dafür, dass der Intensivwahlkampf beginnt. Und da setzen die Parteien immer mehr auf "Dirty Campaigning", so wie in den Wahlkämpfen in den USA. Fast alle österreichischen Wahlkampfmanager hätten den letzten US-Wahlkampf beobachtet und Anleihen genommen. "Sie haben dabei gelernt, wie man Untergriffe platziert und in welcher Form 'Dirty Campaining' durchzuführen ist." Matthias Karmasin erwartet, dass sich alle Parteien dieses Wahlkampfstils bedienen. Parteien wie FPÖ und BZÖ hätten eine Tradition in einem sehr angriffigen Stil, der auch vor engen persönlichen Konfrontationen zurückschreckt. Aber auch SPÖ und ÖVP würden den einen oder anderen Untergriff versuchen.

Eine - wenn auch abgeschwächte - Form des "Dirty Campaigning" zeige sich bei einem Kino-Spot der Grünen. Die Strategie dahinter sei es, die politischen Mitbewerber schlecht zu machen und die eigenen Unterstützer zu motivieren. Dabei würden die Konkurrenten als verspielte und verstockte Kinder dargestellt, während die Grüne Spitzenkandidaten dem lächerlichen Treiben souverän Einhalt gebietet.

Kampf um Unentschlossene

Der Medien- und Kommunikationswissenschaftler erwartet, dass sich das "Dirty Campaigning" vor allem auf den Social Media im Internet abspielen wird, und zwar auf den Facebook-Seiten aller Parteien. In Blogs und Kommentaren könne man "intensiver in den Infight gehen". Die Parteien würden aber tunlichst danach trachten, dass nicht der Eindruck entsteht, die Spitzenkandidaten hätten mit diesen Untergriffen zu tun. Dafür müssten Personenkomitees und Unterstützer herhalten, um den Eindruck zu vermeiden, dass die Spitzenkandidaten selber in solche Machinationen verwickelt sind.

Bei allen diesen Kampagnen gelte es eine Gratwanderung zu meistern, einerseits die Stammklientel der jeweiligen Partei binden und mitnehmen, andererseits noch Unentschlossene ködern und für sich gewinnen. Denn der Markt sei noch groß, ein Drittel der potentiellen Wähler noch zu haben.