Österreich verliert Hochqualifizierte

Der Integrationsbericht und die Debatte um die Rot-Weiß-Rot-Card haben gezeigt: Es kommen nicht so viele hochqualifizierte Ausländer nach Österreich wie gewünscht. Hochqualifizierte werden aber dringend gebraucht, weil Jahr für Jahr tausende Österreicher das eigene Land verlassen. Migrationsexperten und Industrie schlagen Alarm: Österreich verliere seine jungen und klügsten Köpfe.

Mittagsjournal 10.08.2013

Edgar Weinzettl, Regina Pöll

Jährlich 22.000 ins Ausland

Die jüngsten Daten der Statistik Austria sind wenig erbaulich: Jahr für Jahr gehen ein Drittel mehr Österreicher ins Ausland, als Inländer in die Heimat zurückkommen. Abwanderungswillig sind vor allem die Jungen und damit die Höherqualifizierten, Österreich verliert also besonders viele kluge Köpfe.
In Zahlen ausgedrückt sind es 22.000 Österreicher, die jährlich weggehen. Die größte Gruppe sind mit mehr als 7.000 die Unter-40-Jährigen, von denen besonders viele Matura oder einen Studienabschluss haben.

Nordeuropa zieht österreichische Ärzte ab

Konkret arbeiten in Deutschland zurzeit mehr als 2.000 österreichische Ärzte, wie die deutsche Ärzteschaft meldet. Vor zehn Jahren waren es nur 700 Österreicher. Auch Großbritannien, Dänemark oder Schweden ziehen österreichische Ärzte ab.
Dorthin verliert Österreich auch besonders viele Forscher, für die es zu wenige attraktive Stellen und zu wenig Geld an den heimischen Universitäten oder in den Betrieben gebe, sagt der Migrationsexperte Heinz Fassmann von der Universität Wien.

Mangel in Technik und Naturwissenschaft

Über einen Mangel an Fachkräften in der Industrie, vor allem in der Naturwissenschaft und Technik, klagt auch Stefan Koren, Vize-Generalsekretär der Industriellenvereinigung. Als Vertreter der Arbeitgeber wünscht er sich niedrigere Nettolöhne und bessere Aufstiegschancen - sowohl für Inländer als auch für Ausländer.

In den vergangenen zwei Jahren sind nur 3.700 Hochqualifizierte aus Drittstaaten, also von außerhalb der EU, nach Österreich gekommen. Die Regierung wollte seit Mitte 2011 mit der Rot-Weiß-Rot-Card eigentlich 16.000 Menschen anwerben.