Tierschützer und Bauern gegen EU-Doppelmoral

Proteste französischer Bauern machen auf eine Doppelstrategie der EU beim Tierschutz aufmerksam: Seit dem Vorjahr sind Legehennen-Batterien in der EU endgültig verboten. Die EU-Bauern mussten daher in den Tierschutz investieren. Gleichzeitig fördern aber EU-Länder und internationale Finanzinstitutionen Großproduzenten außerhalb der EU, in denen diese Tierschutzstandards nicht gelten.

Morgenjournal, 14.8.2013

EU stützt Legebatterien im Ausland

In der Kleinstadt Carhaix in der Bretagne haben Bauern Ende letzter Woche täglich 100.000 Eier auf Straßen und öffentliche Plätze geworfen. Sie protestierten damit gegen den Preisverfall bei gleichzeitig höheren Produktionskosten.Ein gelber Teppich von Eidotter überzieht den Platz vor dem Finanzamt. Bauern der Region haben die Ladung abgeworfen, weil die Eier ohnehin nichts wert seien, wie Produzent Sebastien Saliou sagt: "Wir verkaufen derzeit deutlich unter den Produktionskosten. Für hundert Eier gibt's 5,50 Euro. Dabei müssten es mindestens sieben Euro sein, um ordentlich wirtschaften zu können."

Das ist die Konsequenz aus Überproduktion und gestiegenen Kosten - nicht zuletzt wegen höherer Tierschutzstandards. Legebatterien sind in der EU seit dem Vorjahr endgültig verboten. Doch das heißt nicht, dass auf dem Markt keine Eier aus Legebatterien zu finden sind. Denn für Importe aus Drittländern gelten die Standards nicht. Importe, die teilweise sogar indirekt durch EU-Steuergeld gestützt werden, haben österreichische Tierschutzorganisationen herausgefunden.

Schutz für Tiere, Bauern und Konsumenten

Es geht dabei um Exportförderungen einzelner Länder und um Investitionshilfen für Agrarfirmen in der Ukraine, der Türkei, Russland und Kasachstan, sagt Nicolas Entrup, Sprecher des Bündnisses von "Vier Pfoten", "Humane Society International" und "Compassion in World Farming": "Es kann doch nicht sein, dass EU-Mitglieder als auch die EU selbst innerhalb der Europäischen Entwicklungsbank öffentliche Gelder verwenden, um Betriebe zu fördern und in die zu investieren, die entgegen EU-Bestimmungen produzieren"

Legebatterien in der Türkei und der Ukraine, Schweine in engen Käfigen in Russland, wie sie in der EU verboten werden - gestützt durch Investitionshilfen der EBRD, der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung. Fast 200 Millionen Euro hat die Bank dort in den letzten zehn Jahren investiert. Alles nachzulesen auf der EBRD-Homepage. Deutschland hat den Export von Käfigen für Legehennen gefördert. Entrup: "Wenn wir restriktiver damit umgehen, was auf den Europäischen Markt kommen darf, dann können wir Tiere schützen, die Interessen der Landwirte als auch die Konsumenten. Denn in der lebensmittelverarbeitenden Industrie hat der Konsument keine Chance mehr zusagen, dass er kein Käfig-Ei in seinem Produkt haben möchte, weil das nicht ausgewiesen wird."

Zweierlei Standards

Die EU-Kommission weist darauf hin, dass für Importe die Standards der Welthandelsorganisation gelten und da spiele der Tierschutz keine Rolle. Für Pekka Pesonen, Generalsekretär des europäischen Bauerndachverbands COPA, ist das eine untragbare Anerkennung von zweierlei Maß: "Wir können auf Dauer nicht akzeptieren, dass Importe andere Standards gelten als für uns und wir dann mit diesen Importen preislich nicht mithalten können."

Die Konkurrenz aus der Türkei und der Ukraine mit tierischen Produkten sei derzeit zwar nicht das große Problem für die EU-Bauern, räumt Pesonen ein. Zumindest im Fall der Ukraine könnte sich das allerdings mit dem geplanten Freihandelsabkommen ändern, das bereits fertig ausgehandelt ist und noch heuer unterzeichnet werden soll.