Die "Café Sonntag"-Glosse von Gerald Fleischhacker

B - wie Bildung

Kommen wir also zum Thema Bildung. Diesem Nahost-Konflikt der österreichischen Innenpolitik. Gegen die aktuellen Verhandlungen rund um das neue Lehrerdienstrecht kommt einem ja der Bau jeder neuen Siedlung im Gaza-Streifen vor wie ein Kindergeburtstag.

Dabei geht es bei all den lähmenden Diskussionen nie um das Wesentliche. Nämlich darum, dass unsere Kinder die beste und spannendste Ausbildung bekommen, die nur möglich ist.

Oder darum, dass wir aus diesen hochinteressierten und neugierigen jungen Menschen eben solche Erwachsene machen, die dann mit offenen Augen, wissbegierig durchs Leben schreiten, sich für die Probleme Anderer, auch die anderer Kulturen interessieren und vielleicht einmal als eine neue, vernünftige Politikergeneration die Geschicke dieses Landes in eine leuchtende Zukunft lenken und nicht als wettkampfmäßig gedrillte Parteisoldaten mit allen Tricks versuchen, das Match um Mandate zu gewinnen, wurscht wer dabei draufgeht oder darunter leidet.

Darum geht es nicht. Es geht es nur darum, wer warum was sicher nicht macht. Zwei Stunden pro Woche länger in der Klasse sein zum Beispiel. Wahnsinn!

Angeblich sind 90 Prozent aller Kinder hochbegabt - bis sie in die Schule kommen!

Es muss aber klar sein, dass das Motto vom Eiertoni auch in der Schule durchaus seine Berechtigung hat. Nur glückliche Lehrer/innen machen glückliche Schülerinnen.

Es kann nicht sein, dass der durchschnittliche Arbeitsplatz, den eine österreichische Lehrerin im Konferenzzimmer zur Verfügung hat, kleiner ist als der Platz einer Legehenne im Stall. So lange das Realität ist, legen wir uns selber faule Eier ins Nest.

Und es stimmt, die Schule bereitet uns auf das Leben vor. Wo wären wir ohne die klassische Schlussrechnung in Mathematik: 1 Werbeagentur + 1 Pressekonferenz um 100.000 Euro macht 3 Jahre Gefängnis.

Was wäre eine Dutzendschaft an österreichischen, sogenannten Politikern ohne die beliebte lateinische Unschuldsvermutung. In dubio pro reo – im Zweifel für den Angeklagten?

Tja, und Aufpassen im Deutschunterricht hat sich immer schon ausgezahlt. Wie war das noch mal? Bei jedem Phantasieaufsatz muss die Geschichte aber trotzdem in sich schlüssig und nachvollziehbar sein.

Lahme Gaunergeschichten wie "Ich hab das Geld von meiner Schwiegermama genommen und im Koffer nach Österreich gebracht" führen dann nämlich schnell zu einem "Nicht genügend" - setzen - oder vielleicht sogar sitzen.

Aber hier beginnen die Verhandlungen ja erst – und werden wahrscheinlich länger dauern als die ums neue Lehrerdienstrecht. Wenn es allerdings wahr ist und dabei 15 Millionen Strafe raus schauen. Vielleicht kann man da gleich was Vernünftiges für die Schulen finanzieren. Gemüsebeete auf den Schulbalkonen oder so.

Aber da ist sicher auch irgendjemand dagegen.

Naja, vielleicht bauen wir ein paar neue Schulhäuser.