Ars-Electronica Eröffnung in Linz

"Total Recall - The Evolution of Memory": Der Titel der heurigen Ars-Electronica in Linz ist an einen Schwarzenegger-Film angelehnt. Am Donnerstag wird das Festival mit einer Live-Performance eröffnet, an der rund 40 internationale Künstlerinnen und Künstler beteiligt sind. Sie trägt den Titel "Wir sind hier" und erinnert an die Bücherverbrennung der Nationalsozialisten.

Mittagsjournal, 2.9.2013

Die Bücherverbrennung der Nationalsozialisten am 10. Mai 1933 mitten in Berlin steht als Symbol für den Verlust der kollektiven Erinnerung und als Akt der kulturellen Amputation im Mittelpunkt einer groß angelegten Live-Performance. „Wir sind hier“, so der Titel der crossmedialen Inszenierung in 5 Akten, die auf dem rund 40.000 Quadratmeter großen Areal der ehemaligen Tabakfabrik in Linz uraufgeführt wird. Genau 80 Jahre danach möchte diese Performance die Bücherverbrennung und ihre schwerwiegenden Folgen in den Kontext der Gegenwart setzen, um sie für heutige Generationen, insbesondere die der Digital Natives, erfahrbar zu machen, so der in Berlin lebende Künstler Salvatore Vanasco, Initiator des Projekts. Die zeitgenössische Musik der Performance komponiert der Musiker FM Einheit, einst langjähriges Mitglied der legendären Band „Einstürzende Neubauten“.

Auf mehreren Bühnen verschmelzen Klang, Schauspiel, Lesungen aus den von den Nationalsozialisten verbrannten Büchern, Tanz, Projektion, Social Media Aktionen, experimentelle Kommunikationstechnologien und nutzergenerierte Inhalte zu einem opulenten Live-Erlebnis. Das Projekt „Wir sind hier“ zieht Parallelen zwischen den Anfängen des totalitären Regimes der Nationalsozialisten und gegenwärtigen Spielarten digitaler Überwachung, Zensur und Kontrolle. Salvatore Vanasco lässt das Publikum erfahren, wie Überwachungskameras und Softwareprogramme Personen erkennen und relevante Daten, vom Bankkonto bis zur Handyrechnung, suchen, wie er erklärt.

In einer Zeit, in der Umfragen ergeben, dass einem Fünftel der unter Dreißigjährigen das Wort „Auschwitz“ nichts sagt, möchte das Kunstprojekt „Wir sind hier“ am Beispiel der Bücherverbrennung Fragen nach den Gefahren von Inszenierung und Suggestion, von Manipulation, Zensur und Überwachung in den digitalen Medien neu diskutieren. In Krisenzeiten würden Überwachungssysteme angewendet, die das Bürgerrecht mit Füßen treten, so der Künstler Salvatore Vanasco.

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