Das Geschäft mit den Kundenkarten

Die Geldbörse wird immer dicker - allerdings nicht vom vielen Bargeld. Zahlreiche Kundenkarten versprechen Vorteile beim Einkauf, immer mehr davon muss man dabei haben, um sie an der Kasse vorzuweisen. Das ist nicht nur für Kunden, sondern auch für Unternehmen ein gutes Geschäft. Mit den Informationen, die sie über ihre Kunden sammeln, können sie Produkte besser vermarkten.

Morgenjournal, 21.9.2013

Unternehmen kann Kaufverhalten genau nachvollziehen

Schnell ist das Formular für die Kundenkarte ausgefüllt. Name, Adresse und E-Mail Adresse wandern in die Datenbank und beim nächsten Einkauf gibt es Rabatte. Aber auch das Unternehmen freut sich. Wer eine Kundenkarte hat, bleibe einem Geschäft treu und stelle außerdem wertvolle Informationen bereit, sagt der Präsident der Interessensvertretung Dialog Marketing Österreich, Anton Jenzer: "Für das Unternehmen ist der Vorteil natürlich der, dass es das Kaufverhalten einzelner Kunden genau kennt, seine Werbung entsprechend gestalten und natürlich auch Analysen machen kann, welche Kunden welche Produkte in welcher Häufigkeit wann und so weiter kaufen."

Nur wenn ein Kunde es ausdrücklich erlaubt, dürfen diese Daten auch weiterverkauft werden. Eine Ausnahme gibt es aber für Adressenverlage und Direkt-Marketing-Unternehmen. Sie dürften auch ohne diese ausdrückliche Zustimmung Daten, wie etwa Name, Adresse und Alter verarbeiten, sagt Branchenvertreter Jenzer.

Maßgeschneiderte Werbung

Durchschnittlich 25 Cent kostet eine solche Adresse. 210 Millionen Umsatz machen Adressverlage in Österreich jährlich. Drei Milliarden Euro werden in der gesamten Branche des Direkt-Marketings umgesetzt. Immer wichtiger dabei wird das Smartphone. Denn damit könne auch der Standort eines Benutzers erfasst werden, sagt Benjamin Ruschin vom Interessensverband Dialog Marketing: "Das heißt, ich kann zum Beispiel sagen, als Schuster im ersten Bezirk schalte ich Werbung für Frauen im Altern von zwanzig bis dreißig Jahren, die sich im Umkreis von drei Kilometern befinden und sich für Mode und Schuhe interessieren."

Zielgerichtete Werbung sei durchaus im Interesse der Kunden, sagt Ruschin. Immerhin bekäme man so maßgeschneiderte Informationen und weniger unnötige Werbung. Außerdem betont Ruschin, jede und jeder könne die Einstellungen am Smartphone so ändern, dass keine Informationen an Unternehmen übermittelt werden.

"Falle" Smartphone

Viele Leute wüssten aber gar nicht, dass sie überhaupt etwas an ihren Einstellungen ändern müssen, kritisiert Daniela Zimmer von der Arbeiterkammer. Sie bemängelt, "dass sich mittlerweile für den Nutzer gar nicht mehr abschätzen lässt, was hinter dem Vorhang passiert."

Ein sehr bekanntes Beispiel für zielgerichtetes Marketing im Internet ist der Online-Buchhändler Amazon. Dort wird analysiert, welche Bücher man sich oft ansieht, dann bekommt man ähnliche Empfehlungen. Was vielen gefällt, stört andere. Sie wollen beim Stöbern im Online-Buchgeschäft lieber Neues entdecken, statt Altbekanntes wieder aufzuwärmen.

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