Der Ö1 Kurzhörspielwettbewerb 2013
And The Winners Are ...
Mehr als 70 Mikrodramen aus dem gesamten deutschsprachigen Raum sind bei der 10. Ausschreibung zu Track 5' bei uns eingelangt. Das kürzeste war 16 Sekunden lang, viele haben die Siebenminutengrenze, die in der Ausschreibung vorgegeben war, bis zur letzten Sekunde ausgeschöpft.
29. Oktober 2014, 13:26
(c) Schimmer, ORF
Sie hatten die Wahl
Eine Jury hat aus dem reichhaltigen Angebot eine Shortlist aus 14 Stücken ausgewählt und diese in oe1.ORF.at zum Publikumsvoting freigegeben. Mit dem Smartphone aufgenommen Reiseklänge waren da zu hören, ein Zweierbob mit schwuler Besetzung rast durch den Eiskanal, die „Brennermumie“ fühlt sich durch den Bau des Tunnels in ihrer ewigen Ruhe gestört, ein Mann hortet in seinem Haus seit Jahrzehnten Nudeln, eine Sängerin wünscht sich zurück ins Rampenlicht und im Arbeitsmarktservice, kurz AMS, lösen die Beamten keine Arbeitsmarktprobleme – sondern Kreuzworträtsel. In einem rasanten Voting hat sich zuletzt "Die Brennermumie" von Fabian Faltin durchgesetzt.
Kooperation mit der schule für dichtung
Der Kurzhörspielwettbewerb Track 5‘ wurde heuer in Kooperation mit der schule für dichtung abgewickelt, einer Kreativschmiede, die vor 20 Jahren von Christian Ide Hintze gegründet wurde und in der schon so legendäre Literaten wie H.C.Artmann, Nick Cave, Falco oder Marlene Streeruwitz unterreichtet haben.
Da die Qualität der eingereichten Mikrodramen mehr als bemerkenswert war, hat sich die schule für dichtung unter ihrem Direktor Fritz Ostermayer entschlossen, zusätzlich zu unserem Publikumspreis einen mit 1.000 Euro dotierten Spezialpreis zu stiften. Diese Auszeichnung geht an "Häcking" von Miriam Moné (Mimu Merz)/Lukas Lauermann/ räudigerarbeiterinnenchor3000.
Hinweis
Der Preis für den ersten Platz beträgt EUR 1.000,-, für den zweiten und dritten Platz gibt es jeweils EUR 500,-. Zusätzlich gibt es noch den von einer Jury vergebenen Preis der schule für dichtung in der Höhe von EUR 1.000,-.
Die Preisgelder inkludieren die Abgeltung der Senderechte für eine einmalige Ausstrahlung auf Ö1.
Service
(c) Schimmer, ORF
Jurybegründung von Fritz Ostermayer
Als ich das Mikro-Drama "Häcking" von Miriam Moné zum ersten mal hörte, dachte ich mir: was wird denn da für ein Stuss dahergeredet? Psychokram, Nachrichtensamples, Werbungsfetzen, Alltagsschmarrn. Der Filmmensch würde Found-Footage dazu sagen, und William Burroughs hätte so was noch aus Zeitungen zusammengeschnipselt und es Cut Up genannt. Heute "denkt der Cursor", wie es im Text sehr schön heißt. Aber der Cursor ist immer nur so gescheit, wie die Seite im Netz, die er gerade anklickt - also meistens: saublöd. Das Gute, Wahre und Schöne an "Häcking" aber ist nun, dass es den gesampleten Müll hochkulturell aufpimpt: ein griechischer Chor kommentiert die Trivia, ein klassisches Cello simuliert die Aura von Bedeutung. Gäbe es noch ein Bildungsbürgertum, wäre das der ideale Adressat für eine solch herrliche Mogelpackung, die zeigt, wie man aus der Dialektik von hehrer Form und kläglichem Inhalt den alten Hochstaplertraum wahrmachen kann - nämlich aus Scheiße Gold zu machen. Bzw. - um im zivilisierten Rahmen unserer Gala zu bleiben -: wie man Trash "ver-ö1t". Zu so viel Chuzpe kann man nur gratulieren.