Curated by

Gleichzeitig mit der Viennafair startete am vergangenen Freitag wieder die Reihe "curated by" der Wiener Kreativagentur Departure. Bereits zum fünften Mal stellen 20 teilnehmende Galerien ihre Räume jeweils einem internationalen Kurator bzw. einer Kuratorin zur Verfügung, um dort eine Ausstellung zeitgenössischer Kunst zu gestalten.

Das diesjährige Motto der Reihe ist als Frage formuliert: "Why painting now?" und hat die teilnehmenden Galerien und Gäste zu höchst unterschiedlichen kuratorischen Stellungnahmen dazu angeregt.

Kulturjournal, 14.10.2013

Totgesagte Malerei

Die Kuratorin Eva Maria Stadler hat das diesjährige Konzept von "curated by" entwickelt und gemeinsam mit den Galerien für zeitgenössische Kunst erarbeitet. Die Leitfrage "Why painting now?" darf dabei provokant und rhetorisch zugleich verstanden werden. Lange schon werde die Malerei in regelmäßigen Abständen totgesagt, meint sie - dabei gehe es längst darum, ihre Funktion und Beziehung zu anderen, neuen Medien zu ergründen.

Malerei und andere Medien

Solch einer Beziehung widmen sich gleich mehrere Ausstellungskonzepte. In den Ausstellungsräumen der Charim Galerie hängen bedruckte und bemalte Stoffbahnen, zum Teil als raumfüllende Textilinstallationen in Form von Zelten. Dazwischen baumeln aus Leinwand genähte Etuikleider der Berliner Künstlerin Birgit Mergerle von der Decke. "Das Kleid sitzt nicht" heißt die Ausstellung des Kurators Gürsoy Dogtas. Er hat dafür Arbeiten an der Schnittstelle zwischen Malerei und Textilkunst ausgewählt.

Das Verhältnis zwischen der Malerei und anderen Medien steht etwa im Zentrum von Tyler Coburns Ausstellung in der Galerie Mezzanin.

Malerei und Raum

Die mediale und räumliche Komponente der bildenden Kunst war auch der Ausgangspunkt für Marion Pfiffer Damianis Ausstellungskonzept in der Galerie Thomann. "Eine Art Salon" lautet der Titel ihrer Schau und sie spielt damit auf die ersten Ausstellungen von Tafelbildern in akademischen Salons an. Es geht um Kunstbetrachtung und Kunstkritik, um die Auswahl von Bildern und um ihre Anordnung im Raum.

Bekanntes und Unbekanntes

Für ihre Ausstellung hat Pfiffer Damiani ausschließlich Werke aus dem Bestand der Galerie Thomann ausgewählt und neu angeordnet. Einen ganz anderen Ansatz verfolgt Miguel Wandschneider. Der portugiesische Kurator zeigt in der Galerie nächst St. Stephan aktuelle Arbeiten des belgischen Malers Walter Swannen. Es sei ihm wichtig, einen Künstler zu präsentieren, dessen Werk nicht im regulären Galeriebestand vertreten ist und der auch in Wien kaum bekannt ist. Für ihn als Kurator sei es ein entscheidendes politisches Anliegen, eben nicht einfach nur jene künstlerischen Werte und Entscheidungen zu übernehmen, die im Zentrum getroffen werden.

Wien als Kunststandort festigen

Zentrum und Peripherie, theoretische Diskurse und praktische Auseinandersetzungen, neue Ansätze und etablierte Konzepte: Gerade diese Vielfalt kuratorischer Standpunkte mache das Konzept von "curated by" aus, ist Eva Maria Stadler überzeugt.

Hinter dem Projekt steht das Anliegen von Departure, zeitgenössische Kunst zu fördern und den Kunststandort Wien zu stärken, erklärt die Initiatorin Bettina Leidl. Der Termin parallel zur Kunstmesse Viennafair ist deshalb auch ganz bewusst gewählt. Die Kurator/innen und Künstler/innen seien wichtige Multiplikatoren, die durch ihre Gastauftritte internationale Künstlerinnen und Künstler nach Wien bringen, und in der Folge auch Wien und die österreichische Kunst international bekannt machen sollen.

Malerei als politische Stellungnahme

Einer von ihnen ist Bart van der Heide, Direktor des Kunstvereins München. Seine Antwort auf die Frage "Why painting now?" ist ein kritischer Hinweis auf die schwierigen Produktionsbedingungen zeitgenössischer Künstlerinnen und Künstler. In einem Raum der Galerie Layr hat er 84 Bilder horizontal und vertikal dicht aneinander gehängt.

Einladung zum Kennenlernen

Die unterschiedlichen künstlerischen und kuratorischen Facetten sollen nicht nur Sammler und Kenner anlocken, sondern auch Besucherinnen und Besucher, die mit dem Kunstbetrieb sonst nicht so vertraut sind, betont Bettina Leidl. Die zwanzig Ausstellungen in den teilnehmenden Galerien sind noch bis zum 14. November zu sehen. Im umfangreichen Kunstprogramm, das diesen Herbst in Wien zu erleben ist, stellen sie eine weitere, durchaus bereichernde Facette dar.

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