"Start-Stipendium": Hilfe für den Bildungsweg

Der Weg zu Bildung und Ausbildung ist voller Hürden - das fängt schon mit der Familie an: ob sie die Tür öffnet oder selbst bildungsfern ist. Bis heute hat sich da wenig geändert. Der Verein "Start Stipendium" arbeitet dagegen an und bietet Jugendlichen mit Migrationshintergrund Hilfe auf dem Weg zu Matura und Studium.

Mittagsjournal, 2.11.2013

Engagement ist wichtig

Romas Eltern sind schon vor Jahren aus Indien nach Österreich gekommen. Obwohl die 16-Jährige hier geboren ist, hat sie erst in der Volksschule Deutsch gelernt - allein, mit Lesen und Fernsehen. Jetzt besucht Roma die siebente Klasse des Ettenreichgymnasiums in Wien. Dort geht es ihr gut. Nur wie die Sache mit den Beistrichen funktioniert, hat sie noch nicht verstanden, schmunzelt Roma. Das hat ihre Klassenlehrerin aber nicht davon abgehalten, sie zu ermutigen, sich für ein Start-Stipendium zu bewerben.

Roma ist eine von mittlerweile rund 150 Start-Stipendiatinnen und -Alumni in vier Bundesländern, die ihre Wurzeln in mehr als 30 Ländern haben. Voraussetzung für ein Stipendium ist einerseits, dass die Bewerber eine Schule besuchen, die mit Matura endet - das kann auch Lehre mit Matura sein - und andererseits das Engagement der Jugendlichen. Leistung in Form guter Noten ist nicht das Wichtigste, sagt die Wiener Projektkoordinatorin Katrin Triebswetter.

Gezielte Förderung

Im Schnitt werden die Jugendlichen drei Jahre betreut. Insgesamt 5.000 Euro ist ein Stipendium wert. Das Geld kommt aus drei Stiftungen und zum Teil von den Ländern und der Raiffeisenbank. Monatlich bekommen die Jugendlichen 100 Euro Bildungsgeld. Das kann Roma gut für ihre Fachbereichsarbeit brauchen.

Neben der direkten finanziellen Zuwendung bietet das Stipendienprogramm auch viele Workshops an, die die Jugendlichen gezielt in ihren Stärken fördern sollen, sagt Triebswetter. Die meisten Stipendiaten haben schon sehr konkrete Pläne für die Zukunft. So würde Roma gerne Wirtschaftsrecht und Philosophie studieren. Dass Roma einmal studieren soll, war in ihrer Familie schon immer klar, erzählt sie. Das ist nicht immer so, schildert Triebswetter die Geschichte eines jungen Türken, der jetzt Wirtschaftsrecht studiert, der nun als erster in der Familie ein Studium absolviert und entgegen der Skepsis der Eltern von den Lehrern ermutigt wurde, sich für ein Start-Stipendium zu bewerben.

In Österreich stammen fast zwei von drei Studierenden mit Migrationshintergrund aus Akademikerfamilien - überdurchschnittlich viele. Das geht aus der Studierenden-Sozialerhebung des Instituts für Höhere Studien hervor. Die Start-Stipendien sollen dazu beitragen, dass auch Kinder aus bildungsferneren Einwanderungsfamilien die Chance auf ein Studium bekommen.