Protest der freien Wiener Theaterszene

Die Aufregung in der freien Wiener Theaterszene ist groß: Die Subvention der Vereinigten Bühnen Wien wird im nächsten Jahr um 4,9 Millionen Euro erhöht. Als dieser Beschluss der Wiener Stadtregierung am Dienstag bekannt wurde, folgten die Proteste aus der freien Theaterszene und aus anderen Kulturbetrieben. Am Mittwoch nahm Kulturstadtrat Mailath-Pokorny im Ö1 Kulturjournal Stellung zu dieser Kritik und löste damit gleich die nächste Welle der Empörung aus.

Mittagsjournal, 29.11.2013

Ein Satz aus dem Mund von Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny war es, der die Wogen hochgehen ließ: "Da muss man schon einmal gegen die in Wien übliche Neidgesellschaft auftreten und sagen: Ja, große Bühnen brauchen mehr Geld, kleine Bühnen brauchen auch Geld und bekommen es auch. Da muss man schon sagen: Das ist Jammern auf einem sehr hohen Niveau", ließ er seine Kritiker im Ö1 Kulturjournal vom 27.11. wissen.

Empörung in der freien Theaterszene

Der Regisseur und Schauspieler Hubsi Kramar reagierte auf die Aussage mit einem offenen Brief, in dem er Bürgermeister Häupl als politisch Letztverantwortlichen zum Rücktritt aufrief und die prekäre Lage vieler Kulturschaffender in Wien beklagte. "Offensichtlich weiß er nicht, was in dieser Stadt los ist, wie prekär es für viele Kunstschaffende in der Kulturstadt Wien aussieht", heißt es darin über Mailath-Pokornys Aussage.

Auch die Interessensgemeinschaft Freie Theaterarbeit zeigte sich empört über die Reaktion des Kulturstadtrats. Freie Bühnen würden bei unverhältnismäßig geringen Förderungen einen Großteil der Innovationskraft des Wiener Theaterschaffens stellen, meint Obmann-Stellvertreter Tristan Jorde: "Es geht darum, dass die Vereinigten Bühnen Wien ohnehin schon in einem riesigen Subventionstopf drinnen stehen, übrigens mit Produktionen, die in anderen Städten völlig ohne Subventionen gemacht werden."

Thomas Frank, Intendant des Theaters brut, zeigt sich erbost über die ungleiche Verteilungspolitik: "Da wird uns jahrelang gesagt, dass es kein Geld gibt, und dann ist offensichtlich doch Geld vorhanden. Würden von diesen 4,9 Millionen nur 2 Millionen an die freien Theater gehen, würde das eine Revolution für sie bedeuten und eine enorme Qualitätssteigerung noch dazu."

Privatwirtschaft statt Subventionen für Musicals?

Es sei dringend angebracht, die Musicalhäuser der Stadt in privatwirtschaftliche Unternehmen umzuwandeln, die in anderen Städten große Gewinne machten, sind sich die freien Theaterschaffenden einig. Kulturstadtrat Mailath-Pokorny betont, dass ein Großteil der Förderungen nicht in die Musicalhäuser, sondern in das Theater an der Wien und die Kammeroper fließen, und er kenne keine Musicalproduktion, die völlig ohne öffentliche Förderung finanzierbar sei. Die Subventionserhöhung der VBW sei lediglich eine Überbrückungshilfe, um die Weiterarbeit des Orchesters in den nächsten zwei Jahren zu sichern. Bis Frühling müssen die Häuser ein Zukunftskonzept vorlegen, das langfristig eine deutliche Reduktion der Subventionen vorsieht. Und: Das Geld komme nicht aus dem regulären Kulturbudget, sondern aus Zusatzmitteln, die extra dafür locker gemacht wurden.

Förderhöhen im Vergleich

Die Vereinigten Bühnen Wien sind ein Kulturbetrieb mit rund 700 Mitarbeitern und werden 2014 und 2015 mit rund 42 Millionen Euro von der Stadt Wien subventioniert. Zum Vergleich: Große Museen wie das Belvedere kommen mit rund 9 Millionen Euro Förderung pro Jahr aus und für freie Theaterprojekte steht in Wien ein Gesamtbudget von 2,5 Millionen Euro jährlich zur Verfügung. Die Subventionen der Freien Theater in Wien sollen aber im Jahr 2014 um insgesamt eine Million Euro erhöht werden, so Mailath-Pokorny.