Neue Stromzähler: Datenschützer warnen

In den kommenden zwei Jahren soll die flächendeckende Einführung "intelligenter Stromzähler" in Österreich starten, bis 2019 sollen 95 Prozent der österreichischen Haushalte mit "Smart Meter" ausgestattet sein. Datenschutz-Experten sehen darin einen massiven Eingriff in die Privatsphäre. Denn die neuen Geräte verraten viel über die Lebensgewohnheiten der Bewohner und sind von der Ferne abschaltbar, was Missbrauch Tür und Tor öffnen könnte.

Morgenjournal, 30.12.2013

Verräterisch und angreifbar

Der elektronische Stromzähler leitet Information über den Stromverbrauch in regelmäßigen Abständen an den Versorger weiter. Das müsste nicht sein, sagt Hans Zeger von der Arge Daten. In Deutschland werde nur dann ausgelesen, wenn die Monatsabrechnung fällig ist oder wenn ein Eigentümerwechsel stattfindet. Doch jetzt sei in Österreich vorgeschrieben, dass diese Geräte auch von der Ferne abschaltbar und wartbar sein müssen, und dass sie zumindest im Viertelstunden-Takt den Stromverbrauch auslesen, sagt Zeger. Genau das sei aber riskant, weil sich die Geräte aufgrund technischer Fehler oder "Missverständnisse" abschalten könnten. Und dann sei das für den Betroffenen sehr unangenehm, weil dann nämlich der Strom komplett ausfällt - und damit die Heizung, das Licht, die Kühlanlagen oder die Kochmöglichkeiten.

Diese Möglichkeit der Fernabschaltung könne aber auch ein ganzes Netz destabilisieren und zu einer Kettenreaktion führen, wenn größere Bereiche von Abnehmern ausfallen, so Zeger. Dann könnten sogar Teile von Europa lahmgelegt werden, warnt er. Gezielt herbeigeführte Abschaltungen könnten Verbrecher als Erpressungsattacke missbrauchen, die sich gar nicht auf Einzelpersonen richteten, sondern vielmehr auf Konzerne, meint Zeger.

Rat: Abwarten

Der einzelne Bürger müsse sich genau überlegen, ob er einen Vorteil hat, wenn er ein solches Gerät installiert, jeder könne zustimmen oder nicht. Zeger empfiehlt, zumindest so lange zu warten, bis es europaweite Sicherheitsstandards gibt und die Geräte technisch so ausgereift sind, dass sie diesen Standards auch entsprechen. Zeger schätzt, dass das in ein bis zwei Jahren der Fall sein wird.