GB: Körperkameras für Polizisten

Scotland Yard testet in einem Pilotversuch Kameras für bewaffnete Einheiten in London. Es ist der jüngste Versuch, zwei Jahre nach den schweren Krawallen und Plünderungen das Vertrauen der Bevölkerung in die Polizeiarbeit wiederherzustellen.

Mittagsjournal, 10.1.2014

Polizisten tragen meist keine Dienstwaffen

Fünf Menschen kamen im August 2011 ums Leben, es gab mehrere Verletzte. Ausgelöst wurden die Unruhen durch den Tod des mutmaßlichen Gangster Bosses Mark Duggan. Der 29-Jährige war von der Polizei erschossen worden - zu Recht, wie die Jury diese Woche in einer richterlichen Untersuchung befand. Das Urteil hat im Stadtteil Tottenham, wo Duggan zuhause war, große Wut ausgelöst. Metropolitan Police will jetzt für mehr Transparenz bei Einsätzen bewaffneter Einheiten sorgen. Die Bilder der Körper-Kameras sollen bei umstrittenem Waffengebrauch wie im Fall Duggan Klarheit schaffen und als Beweismaterial dienen.

Anders als in Österreich tragen Streifenpolizisten hier in Großbritannien traditionell keine Dienstwaffe, sondern nur einen Pfefferspray. In gefährlichen Situationen werden bewaffnete Spezialeinheiten angefordert. In den letzten acht Jahren ist die Waffenkriminalität in England und Wales stark gesunken, es gab auch weniger Einsätze der Spezialeinheiten, die letzten Zahlen von 2012 zeigen sogar, dass nur fünf Mal Dienstwaffen abgefeuert wurden.

Schwarze klagen über Schikane

Auch wenn Fälle wie jener von Mark Duggan, einem mutmaßlichen Drogendealer und Bandenchef, der von der Polizei erschossen wurde, extrem selten sind, sie vergiften das Verhältnis zwischen der Bevölkerung und der Polizei. Vor allem schwarze Bewohner in den ärmsten Vierteln Londons klagen über die aggressiven "Stop and Search"-Praktiken, die Polizei würde sie aus rassistischen Gründen anhalten.

Mark Easton, Chronikchef der BBC, sagt, mit einer Tasse Tee und Kekse bei Scotland Yard sei das Problem nicht aus der Welt geschafft, die Polizei müsse positive Akzente setzen.

Körperkameras für Polizisten

Polizeipräsident Bernhard Hogan-Howe gibt zu, dass die Polizei das Vertrauen zurückgewinnen müsse, mehr Transparenz bei den Ermittlungen sei notwendig. Die bewaffneten Einheiten sollten mit Kameras am Kopf ausgerüstet werden, um ihre Einsätze zu filmen. Er verteidigt aber gleichzeitig die Arbeit der bewaffneten Einheiten, die in einer komplexen Stadt wie London einen schwierigen Job hätten und oft in Sekundenbruchteilen eine Entscheidung treffen müssten.

Unbewaffnete Streifenpolizisten in Teilen England arbeiten bereits mit Körperkameras, die Bevölkerung begrüßt den Einsatz. Videomaterial schaffe Klarheit, die Kamera lüge nicht. Die Tötung von Mark Duggan bleibt aber umstritten, die Jury glaubte den Aussagen der Polizei, dass Duggan bewaffnet war. Seine Familie will das aber nicht hinnehmen: er sei hingerichtet worden, sagt sie. Man wolle vor Gericht bis zum Schluss weiterkämpfen: Ohne Gerechtigkeit gebe es keinen Frieden. Am Samstag findet eine Mahnwache in Tottenham statt. Die Polizei ist in erhöhter Alarmbereitschaft.

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