"I due Foscari": Domingo im Theater an der Wien

Das Verdi-Jubiläumsjahr ist zwar schon um, aber mit der Aufführung der selten gespielten Oper "I due foscari" erweist das Theater an der Wien dem frühen Verdi eine ganz besondere Hommage. Und mit Placido Domingo in der Partie des alten Dogen von Venedig, der seinen Sohn verliert, war ein Verdi-Fest fast programmiert. Festlich und enthusiastisch auch der Applaus, als Domingo sich nach der gestrigen Premiere dem Publikum vor dem Vorhang zeigte.

Morgenjournal, 16.1.2014

Den dritten und letzten Akt der für Verdi eher kurzen Oper beherrscht Placido Domingo und gar ganz. Am Bett des Dogen Francesco Foscari erscheinen die Ratsvorsitzenden der Serenissima, die Glocken läuten, er wird abgesetzt und bricht zusammen.

Zuvor hat der Doge auf Druck des Rats, seinen verurteilten Sohn Jacopo verbannt und sich nicht von ihm, seiner Gemahlin und den Enkelkindern erweichen lassen. Dieser Konflikt zwischen Staaträson und Vaterliebe macht diese tragedia lirica aus dem Jahr 1844 aus, in der schon viele Themen aus Verdis späteren Werken anklingen.

Aber nicht nur der große Menschengestalter Domingo, der mit seinen über siebzig Jahren nun auch in der Baritonlage reüssiert, wurde gestern heftig beklatscht, sondern auch Arturo Chacón Cruz als Sohn, Davinia Rodriguez als hochdramatische Lucrezia Contarini und der Bass Roberto Tagliavini als sinistrer Gegenspieler Loredano.

Sinister und düster ist dieses Venedig der "Due Foscari", Kevin Knights Bühnenbild aus zerbrochenen Steinplatten mit windschiefen Fenstern und Ebene erinnern an das Set eines expressionistischen Stummfilms. Auch die historisch phantasierenden Kostüme, die Damen mit spätgotisch anmutender Behütung, passen dazu und der junge amerikanische Regisseur betont noch das Stilmittel des Stummfilms, indem er wie in der Kintoppzeit altmodisch anmutende Zwischentexte projizieren läßt.

Die Inszenierung betont das Showelement, dazu passt, dass der amerikanische Dirigent James Conlon am Pult des ORF Radio Symphonieorchesters Wien nach jeder Musiknummer immer ein wenig auf Applaus zu warten schien, wie das in der Oper in Los Angeles, die er gemeinsam mit Domingo leitet, der Brauch sein mag."I due foscari" ist auch eine Koproduktion mit Los Angeles, Valencia und London.

Bis zum 27. Jänner gibt es Vorstellungen im Theater an der Wien, die natürlich schon längst restlos ausverkauft sind. Kleiner Trost: Österreich 1 überträgt die Oper kommenden Samstag abend live und bietet ein reines Hörerlebnis.

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