Ein Jahr danach: Alles neu beim Bundesheer?

Was hat die Regierung beim Grundwehrdienst geändert? Neu ist etwa, dass sich Grundwehrdiener für Ausbildungsmodule entscheiden und sich so militärisch spezialisieren können. Das gilt im ganzen Bundesheer seit wenigen Wochen. Die Gardekompanie in Wien testet das neue System schon länger, als Teil eines Pilotprojekts. Eine Reportage von Hannes Auer.

Morgenjournal, 20.1.2014

Verschiedene Ausbildungsmodule

Der Wehrdienst bleibt Pflicht, aber jetzt ist er auch ein bisschen ein Wunschkonzert. Die Rekruten der Wiener Gardekompanie konnten ihre Ausbildungsmodule selbst wählen. Am beliebtesten ist bei den Grundwehrdienern die Ausbildung im Schießen. Dort lernen sie den Umgang nicht nur mit dem Sturmgewehr sondern auch mit Scharfschützengewehren und Pistolen.

Wer das Schießen nicht lustig findet, kann auch das Sportmodul belegen. Hier haben die Rekruten manchmal die Chance gemeinsam mit Spitzensportlern im Bundesheer zu trainieren.

Andere Grundwehrdiener in der Garde haben sich für das Sprachmodul entschieden. Hier sollen die Rekruten einerseits lernen sich auf Deutsch besser auszudrücken. Andererseits steht militärisches Englisch auf dem Stundenplan.

Systemerhalter reduzieren

Die Grundwehrdiener der Gardekompanie in Wien haben diese Wahlmöglichkeiten schon länger. Seit Anfang dieses Jahres können theoretisch auch alle anderen Rekruten wählen. Doch die jungen Soldaten der Gardekompanie sind immer noch privilegiert, sagt der Vizekommandant der Garde Major Thomas Güttersberger. Unter den Gardisten gibt es keine sogenannten Systemerhalter. Die erledigen nicht militärische Aufgaben sondern müssen in der Küche Tellerwaschen oder das Laub in den Kasernenhöfen zusammenkehren.

Das Heer hat die Zahl dieser Systemerhalter schon reduziert, sagt Major Güttersberger: "Man muss aber ganz klar festhalten, dass sehr viele Rekruten, die beim Militär einrücken, aufgrund ärztlicher Einschränkungen oder gesundheitlicher Einschränkungen gar nicht alles machen und nur gewisse einfache Arbeiten erledigen dürfen." Da könne es schon sein, dass die sechs Monate nicht so attraktiv seien.

"Spürbare Änderungen"

Insgesamt ist die Stimmung unter den Rekruten durch die Änderungen im Grundwehrdienst aber besser geworden, sagt der Wiener Militärkommandant Brigadier Kurt Wagner: "Ich rede relativ viel mit Rekruten (...) und ich denke, dass sich spürbar etwas geändert hat."

Probleme sieht der Brigadier aber an einer anderen Front: Das Budget des Bundesheeres werde jetzt noch kleiner als es ohnehin ist. Das werde die Einsatzfähigkeit des Bundesheeres verschlechtern. Laut Garde-Vizekommandant Thomas Güttersberger ist die Qualität des Grundwehrdiensts davon aber nicht betroffen.

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