Experten: Wirtschaft unterschätzt Facebook

Nur knapp die Hälfte der 500 umsatzstärksten heimischen Firmen sind auf Facebook vertreten. So mancher Firmenchef hält das soziale Netzwerk für eine Modeerscheinung, die wieder verschwinden wird. Das sei ein Fehler, sind sich Experten einig, denn eine gut betreute Facebook-Seite kann sich lohnen.

Mittagsjournal, 4.2.2014

Kunden geben Themen vor

Ärger über einen verschmutzten U-Bahn-Waggon oder dass der ÖBB-Zug Verspätung hat? Statt zum Telefon zu greifen, um sich zu beschweren, kann man seinem Ärger auch auf der Facebook-Seite des Unternehmens Luft machen - und bekommt im Idealfall auch rasch Antwort. Facebook hat den Kontakt zwischen Unternehmen und Kunden auf den Kopf gestellt, sagt Renate Skoff, Kommunikationsberaterin bei Skills Group: "Bei uns ist kein Stein auf dem anderen geblieben, auch bei den Unternehmen nicht, weil erstmals die Kommunikation nicht von den Unternehmen gesteuert wird. Heute geben die Kunden, die User, die Themen vor. Sie posten etwas auf Facebook, sie schreiben einen Blog, und der kann ein Unternehmen ganz schön durcheinander bringen."

Die Unternehmen müssten umdenken, dann hätten sie die Chance, über die eigenen Kunden und auch über die eigenen Produkte mehr zu erfahren, betont Beraterin Skoff: "Eine Facebook-Seite ist ein offenes Buch für die Unternehmen, Und wenn sie verstehen, darin zu lesen, dann bringt ihnen das sehr viel."

Neues Arbeitsbild

Mehr als drei Millionen Österreicher sind auf Facebook aktiv, Tendenz steigend. Ein guter Facebook-Auftritt könne nicht nebenbei betreut werden, dafür brauche man Spezialisten, erklärt Skoff. Denn diese Facebook-Seiten seien sehr oft ein Mix aus Marketing, Werbung und PR. "Das ist nicht mehr trennbar. Daher braucht man auch eine andere Art von Leuten, die da betreuen. Das müssen Allrounder sein, gut mit den sozialen Medien umgehen können."

Solche Experten würden verstärkt gesucht, bestätigt Erich Pichorner, Geschäftsführer der Manpower Group und Bundesvorsitzender der Personaldienstleister in der Wirtschaftskammer: "Die Nachfrage ist definitiv gestiegen. Es meistens jüngere Leute, nicht unbedingt Menschen, die Kommunikation oder Marketing studiert haben, sondern die sich einfach dauernd damit beschäftigen und das selbst auch gelernt haben."

Transparente Bewerber

Unternehmen seien durch das Internet und auch durch Facebook transparenter geworden, sagt Pichorner, das gelte allerdings auch für die Mitarbeiter: "Blödheiten aus der Jugend sind dort gespeichert, und so muss man gar nicht recherchieren, sondern es wird einem auch zugetragen, das ein Mitarbeiter beispielsweise rechtradikales Gedankengut verbreitet und daher für den Job nicht in Frage kommt."

Facebook klug nützen, das rät Beraterin Skoff auch den Unternehmen: "Die sozialen Medien sind eine Riesenchance, und die sollte man nützen." Je schneller, desto besser, meint die Kommunikationsberaterin.

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