Fragwürdige Studien zu Facebook-Auswirkungen

Erziehungs-, wirtschafts- und sozialwissenschaftliche Untersuchungen kommen zu erstaunlichen Ergebnissen, was Facebook und virtuelle Bekanntschaften betrifft: Das soziale Netzwerk mache unter anderem angeblich übergewichtig, neidisch und leistungsschwach. Die Aussagekraft solcher Studien darf bezweifelt werden.

Mittagsjournal, 4.2.2014

Neid und Frust durch Facebook?

Soziale Netzwerke wie Facebook halten auf dem Laufenden: Ob die beste Freundin den Job bekommen hat oder wie der Arbeitskollege den Strandurlaub verbracht hat. Doch diese Informationen machen nicht immer glücklich, so das Ergebnis einer Befragung durch Technische Universität Darmstadt und Humboldt-Universität Berlin. Nutzer, die selbst keine Fotos und Sprüche veröffentlichen, also passiv sind, könnten auf die Facebook-Freunde neidisch werden und das frustriere, so die Studie.

Durch Facebook könne zwar Neid entstehen, jedoch sollte die Studie genauer betrachtet werden, sagte der Psychologe Gerald Kral von der Sigmund Freud PrivatUniversität in Wien, selbst kein Studienautor. Das Problem sei, dass hier von 21 Prozent von Fällen geredet werde, bei denen diese Neidgefühle tatsächlich im Zusammenhang mit Facebook entwickelt wurden und der Rest sozusagen im wirklichen Leben und offline passiert sei. "Wir reden jetzt die ganze Zeit von diesem Fünftel, also man muss die Kirche auch schon mal im Dorf lassen", so Kral.

Kein Zusammenhang zu Übergewicht nachweisbar

Eine andere Studie sieht durch Facebook die Gesundheit gefährdet. Sozialwissenschaftler der Columbia Business School und der US-Universität Pittsburgh sind überzeugt: Menschen, die sich häufig durch die blaue Seite klicken, besitzen weniger Selbstkontrolle und neigen daher eher zu Übergewicht.

Einen direkten Zusammenhang könne man jedoch nicht beweisen, so die Kommunikationswissenschaftlerin Katharina Kaiser. Zudem sei es falsch, die Schuld bei Übergewicht einzig und allein der Internet-Plattform zuzuschreiben. „Es ist zu leicht herzugehen und zu sagen ich stelle mich hin, bin vollkommen passiv und dann kommt die Studie her und sagt ich bin jetzt dick geworden wegen Facebook. So geschwind geht das nicht“, betonte Kaiser.

"Studien mit Vorsicht genießen"

Eine weitere Studie besagt, dass Facebook-Nutzer während des Studiums angeblich mit bis zu einem Notengrad schlechter abschnitten als Studierende ohne Facebook-Zugang. Das haben Erziehungswissenschaftler der US-Universität Ohio bei ihren Untersuchungen festgestellt. „Man könnte wahrscheinlich ähnliche Ergebnisse erhalten aus einer Studie, wo man sich anschaut, wie schauen die Noten aus von Menschen, die ein bestimmtes Ausmaß an Sport betreiben in der Woche und denen die das nicht machen", so Psychologe Kral. Er kann sich vorstellen, dass es da ähnliche Ergebnisse gebe. "Da würde jemanden auch nicht unbedingt einfallen zu sagen, Sport ist schlecht", so Kral. Insgesamt seien die diversen Facebook-Studien mit Vorsicht zu genießen, betonte Kral.

Erst kürzlich haben Ingenieure der US-Universität Princeton prognostiziert, dass Facebook in drei Jahren fast ausgestorben sein werde - basierend auf der Zahl, wie oft im Internet nach der Plattform gesucht wird. Facebook konterte und sagte der Elite-Universität mit derselben fragwürdigen Methode einen ebenso raschen Niedergang voraus. Wer Recht hat, wird sich zeigen. Derzeit jedenfalls nutzen 1,2 Milliarden Menschen Facebook - Tendenz steigend.

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