MAK-Schausammlung Asien neu eröffnet

"Die Visitenkarte eines Museums ist seine Sammlung. Sonderausstellungen kommen und gehen, eine Sammlung hingegen bleibt", sagt Christoph Thun-Hohenstein, Direktor des Museums für Angewandte Kunst in Wien. Seit vergangenem September zeigt sich die Schausammlung "Wien 1900" in neuem Gesicht. Nun präsentiert das Museum für Angewandte Kunst seine wertvolle Asien-Sammlung neu.

Buddha Sakyamuni, 18. Jahrhundert, Bronze vergoldet

Buddha Sakyamuni, 18. Jahrhundert, Bronze vergoldet

(c) MAK, Georg Mayer

Kulturjournal, 18.02.2014

Dabei setzt das MAK auf den Dialog mit der zeitgenössischen Kunst, denn der bekannte japanische Künstler Tadashi Kawamata hat ein zeitgemäßes Ausstellungsdesign entworfen, das neue Akzente setzt. Er platzierte ein behelfsmäßig vernageltes Baumhaus auf einem Stahlträger des Pariser Centre Pompidou, schmückte die Siegessäule des vornehmen Place Vendome mit einem Bretterverschlag und türmte 5.000 gebrauchte Holzkisten im Schlosshof von Versailles zu einer Installation auf.

Der japanische Künstler Tadashi Kawamata ist bekannt für seine waghalsigen Architekturen, die wie manifest gewordene Gedankenexperimente wirken. Kawamata arbeitet mit Balken, Brettern und Wellblech: Die informelle Architektur der Favelas und Slums, ihr Erfindungsreichtum dient ihm als Inspirationsquelle. Trotzdem ist der museale Kontext für den Japaner mit Wohnsitz in Paris nicht ganz neu, zumindest historische Orte wie Versailles hat Kawamata bereits bespielt. Nun also hat Kawamata ein neues Ausstellungsdesign für die Schausammlung "Asien" im Museum für Angewandte Kunst entworfen.

Brückenbauer zwischen Ost und West

"Wir haben eine der großen kontinentaleuropäischen Sammlungen und für uns war es eigentlich ein Anliegen, hier mit einem Künstler zu arbeiten, der auf der einen Seite diesen ostasiatischen Raum sehr gut kennt, weil er dort geboren ist und auch aufgewachsen ist, und auf der anderen Seite hauptsächlich in Paris lebend ein Weltbürger ist", sagt MAK-Direktor Christoph Thun-Hohenstein.

Als Brückenbauer zwischen Ost und West, der im asiatischen und europäischen Kulturraum zu Hause ist, ist Tadashi Kawamata tatsächlich dafür prädestiniert, der Schausammlung Asien ein neues Gesicht zu geben. "Ich habe versucht, einen neuen Zugang zu finden. Sammlungen wie diese werden in den meisten Museen in Vitrinen präsentiert, die massiv wirken und stabil sind. Ich habe hingegen ein flexibles System aus Schauvitrinen geschaffen, das modulartig funktioniert und jederzeit verändert werden kann", sagt Tadashi Kawamata.

Tadashi Kawamatas bevorzugter Werkstoff ist Holz. Das gilt auch für die Ausstellungsarchitektur, die er für das MAK gestaltet hat. In gerüstartigen Vitrinen aus hellem Holz werden die wertvollen Objekte der Asien-Sammlung gezeigt. Eine luftige und helle Präsentation, die auch neue Blickachsen freilegt, etwa zu dem benachbarten Barocksaal. Die Ausstellungstexte wurden mit schwarzem Filzstift direkt auf die Wand, bzw. die Vitrinen geschrieben. Eine Neupräsentation, die von der Eleganz des Understatements zeugt.

Die zeitgemäße Präsentation der Sammlungsbestände sei für ihn besonders wichtig, sagt MAK-Direktor Christoph Thun-Hohenstein. "Sonderausstellungen, so wichtig sie sind, kommen und gehen. Die permanenten Schausammlungssäle sind die Visitenkarte eines Museums. Ich sehe absolut die Notwendigkeit, solche Räume immer wieder zu erneuern und wichtige Teile der Sammlung zur Diskussion zu stellen."

Die Distanz zum Kunstwerk verringern

Tadashi Kawamatas einfache Materialsprache korrespondiert mit den Ausstellungsobjekten, denn gezeigt werden unter anderem Alltagsgegenstände wie Vasen, Teller, oder Vorratstöpfe. Thun-Hohensteins Fazit: Während die bildende Kunst Distanz zum Kunstwerk schaffen wolle, also die Aura des Kunstwerks betone, sei es das Ziel der Präsentation angewandter Kunst, Distanz zu verringern. Die Asien- Sammlung des Museums für Angewandte Kunst umfasst rund 25.000 Objekte; ein geringer, aber ausgewählter Teil davon ist ab dem 19. Februar in der neu gestalteten Schausammlung Asien zu sehen.

Nach der Asiensammlung soll im April die Teppichsammlung des Museums für angewandte Kunst in neu gestalteten Räumlichkeiten präsentiert werden.

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