Zuhause in Fukushima

Auch drei Jahre nach der Atomkatastrophe in Fukushima kämpft die japanische Regierung gegen die Folgen des Super-Gaus. Immer wieder tritt radioaktives Wasser aus dem zerstörten Meiler aus, die Gegend rund um das Kraftwerk ist totes Land. Wie geht es den Menschen, die in dieser Region eisnt zuhause waren? Die Japanologin und Ö1 Journalistin Judith Brandner hat an Ort und Stelle nachgefragt und ihre Erlebnisse in einem Buch zusammengefasst.

Morgenjournal, 4.3.2014

Am 11. März jährt sich der Beginn der Nuklearkatastrophe von Fukushima zum dritten Mal. Bis heute ist kein Ende der Krise in Sicht. Erst jüngst waren aus einem Speichertank auf der Atomanlage mindestens 100 Tonnen radioaktiv verseuchtes Wasser ausgetreten. Die ständigen Zwischenfälle machen deutlich, dass weder die japanische Regierung noch die Betreiberfirma TEPCO die Sache in den Griff bekommen kann.

Anfang April wollen die japanischen Behörden einen Teil der Sperrzone um das havarierte Atomkraftwerk Fukushima aufheben, das sagte kürzlich ein Vertreter der Regierung. Damit werde rund 300 Menschen in der Stadt Tamura rund 20 Kilometer westlich des Atomkraftwerks erlaubt, in ihre Häuser zurückzukehren. Judith Brandner war vor einem Jahr in der Provinz Fukushima unterwegs, sie ist in ständigem Kontakt mit Menschen, die dort leben.

Rund 2 Millionen leben nach wie vor in der Präfektur Fukushima, 150.000 wurden zwangsweise abgesiedelt und viele von ihnen leben nach wie vor in provisorischen Unterkünften und Containern und wurden bisher nicht angemessen entschädigt. Um die Strahlenwerte in der Sperrzone zu senken, wird seit Jahren dekontaminiert. Bäume werden abgeholzt und entsorgt, die oberen Bodenschichten entfernt, die Häuser mit Wasser abgespritzt. Und die Regierung tut so, als hätte sie alles im Griff, sagt Judith Brandner. Es wird bewusst falsch informiert und den Opfern erzählt, dass sie irgendwann in ihre Häuser zurückkehren können. Das Kalkül dahinter ist klar: So müssen Kompensationszahlungen nicht bereitgestellt werden.

Diese humanitäre Katastrophe, zeigt Judith Brandner jetzt anhand von 13 berührenden Porträts. Die Schicksale werden von der japanischen Regierung ebenso ignoriert wie die regelmäßigen Demonstrationen gegen die Atomkraft. Trotz der starken Vorbehalte in der Bevölkerung ist Ministerpräsident Shinzo Abe grundsätzlich für eine weitere Nutzung der Kernenergie. Mitte Jänner wurde grünes Licht gegeben für einen Plan des Fukushima-Betreibers Tepco, abgeschaltete Atomreaktoren wieder anzufahren. Und die Protestfront bröckelt.

"Zuhause in Fukushima. Das Leben danach" heute Abend präsentiert Judith Brandner ihr Buch in der Buchhandlung Thalia in der Wiener Mariahilfer Straße.

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