Florian Pochlatko, Filmregie
Für seinen Film mit Jugendlichen "Erdbeerland" erhielt Florian Pochlatko den Österreichischen Filmpreis 2014 für besten Kurzfilm. Der 27-Jährige studiert Regie bei Michael Haneke an der Wiener Filmakademie.
27. April 2017, 15:40
(c) Stephan Friesinge
Was ist Kunst?
Die NASA Sonde Voyager 2, die wir wetterfest für die interstellaren Gezeiten und bestückt mit einer goldenen Schallplatte voll mit Musik aus allen Kulturen der Welt, in den Kosmos schießen, in der Hoffnung, dass sie irgendwann in 100.000 Jahren von einer anderen Spezies gefunden wird und diese der eingravierten Karte zurück bis in unser Sonnensystem folgt.
Kunst sind die Götter, von denen wir uns wünschen, dass sie uns erhören und die Kirchen, die wir für sie bauen. Ein in der Wut zerknödeltes Bild oder ein flüchtig auf einen 10 Rupie-Schein gekritzeltes „I love you“. Kunst ist die Ahnung einer Gegenwelt. Eine Sehnsucht nach dem Unbeschreiblichen. Der Wunsch zu kommunizieren. Das Pech sich selbst verstehen zu wollen. Der Versuch einen Film aus der Perspektive eines Fisches zu drehen und die winzig kleinen schönen Dinge im Leben. Das Glück und Dilemma sich zu Reflektieren. Ich glaub es ist etwas zutiefst Menschliches. Ich glaub es ist etwas sehr Kompliziertes.
Wie sind Sie zur Kunst gekommen?
In meinem familiären Umfeld wurde ich nicht dazu gezwungen einen anderen Weg einzuschlagen als den, den ich mir selber aussuchte. Dafür bin ich ehrlich gesagt sehr dankbar. Bei mir zu Hause ist gottseidank nie zur Debatte gestanden, was ich einmal machen will oder soll. Aber es war witziger Weise immer der Drang da mich in irgendeiner Form künstlerisch auszudrücken.
Warum, das weiß ich leider nicht genau. In der Schule ist dieser Hang unterschiedlich aufgefasst und bewertet worden. Von "geistig behindert" bis hin zu "künstlerisch talentiert" waren alle Atteste dabei. Da ist es eher naheliegend, dass man sich mehr in die Richtung bewegt, in der man nicht als behindert, sondern für talentiert befunden wird und so bin ich auf der Kunstschule gelandet.
Kommt Kunst von können, müssen oder wollen?
Würde Kunst von Wollen kommen, müsste es ja Wulst heißen, sagt Karl Valentin. Und Qualität kommt von Qual, sagt Matthias Jäger.
Ich weiß noch nicht genau, was ich sage, aber ich denke, dass es sich um eine Mischung all dieser Dinge handelt. Ich glaube viele Künstler sind sehr getriebene Wesen, die nicht eher Ruhe geben bis sie ihre Arbeit in einer wie auch immer gearteten Form zu einer gewissen Perfektion und Raffinesse bringen. Also Wollen Müssen Können zugleich oder in der Reihenfolge hintereinander.
Wo würden Sie am liebsten arbeiten?
Am liebsten daheim und überall und immer ein bisschen etwas anderes.
Mit wem würden Sie gerne zusammen arbeiten?
Mit Menschen, die ich für ihre Arbeit verehre und schätze. Am liebsten mit Menschen, die nicht nur Arbeitskollegen sind, sondern vielmehr Verbündete, die sich gegenseitig unterstützen und eine gemeinsame Vision verfolgen. So das man irgendwie gemeinsam ein wildes Piratenschiff ist.
Wie viel Markt verträgt die Kunst?
Ich glaube im Idealfall ist es ein symbiotisches Verhältnis zwischen Markt und Kunst, in dem sich beide gegenseitig befeuern. Viele künstlerische und kreative Innovationen werden im Probierraum der Kunst geschaffen und diese werden dann für guten Kommerz von marktorientierten Vorhaben abgerufen. Im Gegenzug dazu muss aber der künstlerische Probierraum durch den kommerziellen Part gewährleistet werden.
Wofür würden Sie Ihr letztes Geld ausgeben?
In dem Moment in dem ich das erste Mal durch ein eigenes Projekt so richtig vollpleite war und draufgekommen bin, dass ich buchstäblich nur mehr die 2 Euro in der Hosentasche habe, weil alles für einen Film draufgegangen ist, bin ich auf den Nachmarkt gegangen und hab mir um die 2 Euro eine Auster gekauft. Die war dann extrem gut, aber danach hat eine eher schwierigere Zeit angefangen.
Wo sehen Sie sich in zehn Jahren?
Wahrscheinlich irgendwo, wo ich mir niemals erwartet hätte hinzukommen. Hoffentlich im positiven Sinne.
Haben Sie einen Plan B?
Plan A geht meistens nicht so auf, wie man sich das wünscht und oft ist Plan B eh der bessere und manchmal auch Plan C oder D.
Wann und wo sind Sie das letzte Mal unangenehm aufgefallen?
Ich hab auf der Vienna Independent Shorts Eröffnung auf die Tanzfläche im Gartenbaufoyer gespieben. Aber das ist schon länger her.
Wollen Sie die Welt verändern?
Ich glaub schon. Und wenn’s nur meine eigene ist.