Burgtheater: Brisante Aufsichtsratssitzung

Der Aufsichtsrat des Burgtheaters soll den Jahresabschluss für die Saison 2012/13 absegnen. Dann wird man wissen, wie hoch der Verlust wirklich ausgefallen ist. Zunächst war von gut 8 Millionen Euro die Rede, zuletzt schon von 19 Millionen. Wer an der Misere Schuld ist, die entlassenen Manager Matthias Hartmann und Silvia Stantejsky, oder die Verantwortlichen in der Bundestheaterholding, oder alle zusammen, diese Frage ist noch offen, und viele andere Fragen auch.

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Morgenjournal, 24.4.2014

Wie kann es sein, dass im Burgtheater selbst, aber auch in der übergeordneten Holding sämtliche Kontrollmechanismen die aktuelle Finanzmisere nicht verhindern konnten? Wie kann es sein, dass sowohl der Aufsichtsrat des Burgtheaters, als auch Holdingchef Georg Springer als inzwischen demissionierter Aufsichtsratsvorsitzender im Burgtheater ebenso wie der Aufsichtsrat der Holding von all dem nichts mitbekommen haben?

Auch das interne Controlling scheint versagt zu haben. Gibt es strukturelle Probleme? Landauf, landab wird derzeit nach besseren Modellen gesucht. Könnte das Grazer Modell ein Vorbild sein, dessen Haftungsregeln allein nach GesmbH-Gesetz funktionieren? Könnte das niederösterreichische Modell ein Vorbild sein, in dem 33 Kulturbetriebe zusammengefasst sind, vom Festspielhaus St. Pölten über Grafenegg, das Donaufestival bis hin zur Schallaburg oder zum NÖ Tonkünstlerorchester mit 100 Musikern?

Im Vergleich dazu: In der Bundestheaterholding werden drei Betriebe gelenkt, nämlich Burgtheater, Staats- und Volksoper. Mit einer Subvention, die fast dreimal so hoch ist wie in NÖ. Paul Gessl, Geschäftsführer der NÖ Kulturbetreibe erklärt, in NÖ seien die künstlerischen Leiter den kaufmännischen Geschäftsführern arbeitsrechtlich unterstellt und könnten sich ganz auf ihre künstlerische Arbeit konzentrieren.

Ein Finanzchaos wie in Wien wäre in NÖ schwer möglich, sagt Gessl. Denn dort übernimmt die Holding die kaufmännische Gestion aller Gesellschaften. Exekutiert wird das von drei Geschäftsführern, die jeweils mehrere Kulturbetriebe unter ihre Fittiche nehmen samt Rechnungswesen, Lohnverrechnung und Budgetierung. Auch die Serviceaufgaben sind zentralisiert, wie Ticketing und IT-System. Die Holding erstellt außerdem klare Profile der einzelnen Kulturbetriebe, um inhaltliche Überschneidungen und Konkurrenzsituationen auf Kosten des Steuerzahlers zu verhindern - wie das beispielsweise den Bundesmuseen in Wien immer wieder vorgeworfen wurde.

Und noch etwas: 1,3 Millionen Besucher haben die NÖ Kulturbetriebe in einem Jahr - genauso viele wie die Bundestheater. Nur kommen die Niederösterreicher mit ca. einem Drittel der Subventionen aus. Eine sportliche Vorgabe. Ob es auch eine künstlerische Vorgabe ist, das ist eine andere Geschichte.