Preisdruck macht Medikamente knapp

Immer öfter sind in Österreich bestimmte Medikamente nicht lieferbar - nicht nur Impfstoffe, auch Antibiotika und Krebsmedikamente. Den Vierfachimpfstoff gegen Diphterie, Tetanus, Keuchhusten und Polio gibt es derzeit gar nicht - vielleicht wieder Ende des Jahres. Zu den Ursachen gibt es mehrere Theorien, eine davon: Österreich ist ein Medikamenten-Billigpreisland und daher für Pharmafirmen zu klein und unwichtig.

Apothekerin Ilona Leitner

Apothekerin Ilona Leitner

(c) Weinzierl, ORF

Morgenjournal, 25.4.2014

Zwei Welten

"Dieses Medikament gibt es derzeit nicht, das muss ich meinen Kunden immer öfter mitteilen", sagt die Wiener Apothekerin Ilona Leitner. Man suche eben eine Lösung für den Versorgungsengpass. Und diese Suche nach einer Lösung für die Patienten ist mühsam, klagt auch Gert Wiegele, Leiter des Hausapothekenreferats in der Ärztekammer: "Es gibt zum Beispiel Medikamente, die ganz gut bei Wadenkrämpfen wirken - das wird bei uns nicht mehr geliefert, in Deutschland gibt es sie sehr wohl. Im Inland gibt es sie nicht, aber im Ausland kann ich sie besorgen."

Wenn Monopolisten schließen

Für Gesundheitsökonom Ernest Pichlbauer liegt das auf der Hand: Pharmafirmen bekommen bei uns von der Sozialversicherung sehr wenig für ihre Medikamente, sagt er. Deshalb sei der österreichische Markt schlicht uninteressant, er werde nur mitbeliefert. "Und wenn dann ein Standort von einem großen Produzenten schließt, der 90 Prozent Marktanteil hat, dann ist das ein Monopolist, und das ist schlecht."

Der Preisdruck führe dazu, so Pichlbauer, dass immer mehr Unternehmen ihre Standorte auf einige wenige konzentrieren und immer größer werden. "Sie fusionieren, um irgendwelche Synergieeffekte zu heben, und sie machen dann ihre Gewinne, indem sie ihre Produktionsstätten zusammenlegen, reduzieren und ins Ausland verlegen. Und wenn wir die Preise weniger stark drücken würden, würden diese Dinge wahrscheinlich auch nicht passieren."