Höhlenforscher: "Neue Dimension" bei Rettung
Während die Rettung des im Berchtesgadener Land verletzten Höhlenforschers noch Tage dauern wird, stellt sich die Frage nach Sinn und Unsinn solcher Forschungsaktionen. Höhlenforschung hat einen ausreichenden wissenschaftlichen Nutzen, sagt dazu der Präsident des Verbandes der Höhlenforscher in Österreich, Christoph Spötl. Im Gespräch mit dem Ö1-Mittagsjournal spricht er von einer Rettungsaktion, wie es sie in der Geschichte noch nie gegeben hat.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 10.6.2014
Geologe Christian Spötl im Gespräch mit Wolfgang Wittmann
Höhlenforschung hat ausreichenden Nutzen
"Wir sind in eine Dimension vorgestoßen, die es in der Geschichte eigentlich noch nicht gab", sagt der Präsident des Verbandes der Höhlenforscher Österreichs, Christoph Spötl, über die Rettungsaktion des im Berchtesgardener Land verunglückten Höhlenforschers. "Für so einen Fall hat man noch keine Übungseinsätze geleistet, das ist auch logistisch nicht wirklich durchführbar", so Spötl.
Höhlenforschung berge aber auf jeden Fall einen ausreichenden wissenschaftlichen Nutzen, sagt Christoph Spötl. Er ist Geologe an der Universität Innsbruck. Man könne in Höhlen ein breites Spektrum an Erfahrungen sammeln, so Spötl. "Man bewegt sich teilweise in Bereichen, wo noch kein Mensch unterwegs war. Man kann dort viel über die Vergangenheit unseres Klimas erfahren, aber auch über die Vergangenheit des Menschen in unserem Land – die ältesten Spuren von Menschen in Österreich sind aus Höhlen bekannt." Wirtschaftlich relevant sei Höhlenforschung vor allem für die Grund- und Trinkwasserforschung.
"Bereiche, die noch kein Mensch betreten hat"
Der im Berchtesgadener Land verunglückte Forscher sei der "Normalfall" des Höhlenforschers: "Das sind Ottonormalverbraucher, die der wissenschaftlichen Erfahrung wegen in Höhlen gehen, Gänge erforschen, vermessen und dokumentieren wollen", sagt Spötl. Das sei ein Auftrag, den man auch für den Naturschutz in Österreich erfüllen müsse.
Während es in Ländern wie Frankreich oder Russland eigene sportliche Bewerbe unter Höhlenforschern gibt, die einzig und allein der Jagd nach neuen Rekorden dienen, gehe es den Forschern in Österreich oder Bayern wirklich um Exploration, sagt Christoph Spötl: "Für uns geht es tatsächlich um Forschung und Dokumentation von Bereichen, die einfach bisher noch kein Mensch betreten hat".