"The Art of ReCreation" vorm 21er Haus

Vor dem 21er Haus erregt eine außergewöhnliche Skulptur aus mehr als 2000 gedrehten Aluminiumstangen Aufsehen. Sie schlängelt sich in unzähligen Windungen vor den Fenstern des Museums. "The Art of ReCreation" nennt sich dieser skulpturale Pavillon, der in einem gemeinsamen Projekt mit der TU Wien und dem Architekturkollektiv "soma architecture" entstanden ist.

Kulturjournal, 23.06.2014

Der Pavillon trägt sich selbst und ist theoretisch in alle Richtungen erweiterbar. Er ist nur ein Beispiel für innovative und experimentelle Bauweisen, die sich in ihren Strukturen und Materialien immer öfter die Natur zum Vorbild nehmen.

Im Tiefhof vor dem Museumseingang steht die temporäre Konstruktion aus 2.200 gedrehten Aluminiumstangen, die sich zunächst über den Boden schlängelt, um sich am Ende gleichsam in den Himmel zu schrauben. Je nach Lichteinfall glänzen oder ermatten die ineinander verschränkten Aluminiumstangen. Sie sehen ein wenig aus wie Korkenzieherlocken, wirken chaotisch, ohne jegliche Struktur. So wie Filz unter dem Mikroskop, der ebenfalls ganz ohne Knoten und fixe Elemente auskommt und trotzdem stabil ist, erklärt Kristina Schinegger von soma architecture.

"Wachsende" Architektur

Auf Architektur, die nicht nach vorgefertigten Plänen erstellt wird, sondern organisch aus sich herauswächst, ist der Fokus von soma gerichtet. Ebendarin bestand auch das Ziel eines Forschungsprojekts, das Stefan Rutzinger und Kristina Schinegger von soma mit ihren Studierenden an der TU Wien durchführten.

Entstanden ist ein offener Pavillon, der nach Vorlage des Filzes seine Stabilität durch die flexible Verkettung der Elemente erhält und in jede Richtung endlos erweiterbar ist.

Pavillon als Architekturexperiment

Pavillonarchitektur steht vor allem seit dem 20. Jahrhundert prototypisch für architektonisches Experimentieren ohne nutzungsorientierte Vorgaben, meint Harald Krejci, Kurator des Projekts. Zugleich sei es ein Ort des genussvollen Lustwandelns und der Erholung.

Der Projekttitel "The Art of ReCreation" verknüpft als Wortspiel die beiden Faktoren innovative Kreation mit neuen Nutzungsformen für Freizeit und Erholung. Rund um den Pavillon stehen aufblasbare Sitzmöbel, die gleichzeitig als Schaukästen dienen und insgesamt 20 Beispiele moderner Freizeitarchitektur aus Österreich und Schweden präsentieren.

Allen in der Schau gezeigten Projekten ist eine große Nähe zur Natur gemeinsam, die sich durch die Wahl der Materialien, die Form oder die Integration in die Umgebung bemerkbar macht.

Temporäre Baukunst, recycling-fähig

Die Pavillon-Skulptur vor dem 21er Haus könnte zukunftsweisend für neue temporäre Formen der Architektur sein, so Kristina Schinegger. Er kann noch bis Ende September besichtigt und durchwandert werden. Danach werden die Aluminiumstangen abgebaut und in einem Recyclingprozess neuen Bauprojekten zugeführt.