Hoffnung auf neues Alzheimer-Medikament

Ein österreichisches Biotechnologie-Unternehmen hat vor kurzem einen Durchbruch in der Alzheimerforschung angekündigt. Die Wissenschaftler haben einen Wirkstoff entdeckt, der das Fortschreiten der Krankheit aufhalten könnte. Das zeigen erste Studien an Patienten. Das Unternehmen selbst ist sehr optimistisch. Doch Fachärzte reagieren zurückhaltend. Denn es gab viele Rückschläge in der Alzheimerforschung.

Mittagsjournal, 28.6.2014

Hippocampus schrumpft nicht

Viagra und Penicillin wurden nur zufällig entdeckt, und ein solcher Zufallstreffer könnte Forschern der Firma Affiris nun auch bei der Bekämpfung von Alzheimer geglückt sein. Die Wissenschaftler waren eigentlich auf der Suche nach einem Impfstoff gegen die Krankheit. Als dieser mit einem anderen Präparat, das ursprünglich als Placebo gedacht war, an Patienten getestet wurde, war das Ergebnis für alle überraschend: Nicht die Impfung, sondern der vermeintliche Placebo-Wirkstoff, AD04, zeigte die besten Ergebnisse bei den Alzheimerkranken, sagt der Vorstand von Affiris Walter Schmidt: "Die Gedächtnisleistung der Patienten ist ursächlich erhalten, weil wir nämlich den Niedergang des Hippocampus gestoppt haben. Der Hippocampus ist jene Hirnregion, in der die Gedächtnisleistung, die Erinnerung sitzt. Und wir haben gemessen, dass das Hippocampus-Volumen gleich bleibt und der Hippocampus nicht degeneriert und niedergeht."

Erleichterung für Betreuer

Insgesamt waren mehr als 300 Patienten an der Studie beteiligt, bei rund 60 Personen zeigte sich der positive Effekt des neuen Wirkstoffs AD04 während der eineinhalb jährigen Behandlung. Auch die Angehörigen der Patienten beobachteten Verbesserungen bei der eigenen Lebensqualität: "Das ist ja wirklich eine schwere Bürde, nahe Verwandte zu betreuen und zu sehen, wie da die Krankheit voranschreitet, und offensichtlich haben sich die AD04-Patientenbetreuer - nenn ich sie jetzt mal - also die Familienangehörigen, doch wesentlich besser gefühlt."

Bestätigung fehlt noch

Da es sich um eine Zufallsentdeckung handelt, wissen die Forscher bis dato nicht, wo der Wirkstoff im Gehirn ansetzt und warum er den Alzheimerverlauf stabilisiert. Deswegen äußern sich Mediziner wie der Alzheimerspezialist Josef Marksteiner, Leiter der Psychiatrie am Landeskrankenhaus in Hall in Tirol, noch zurückhaltend. Er verweist auf zahlreiche Rückschläge in der Alzheimerforschung: "Es gibt gewisse Hoffnung, ich würde jetzt aber nicht die Riesen-Euphorie von vornherein teilen. Die Nagelprobe ist jetzt, ob man in einer zweiten Studie den Effekt wieder findet."

Eine weitere klinische Studie, die ebenfalls über einen Zeitraum von 18 Monaten laufen soll, wird derzeit vorbereitet. Selbst wenn sich die ersten positiven Ergebnisse bestätigen, wäre erst in einigen Jahren mit einer Zulassung des Medikaments zu rechnen.