Festspiele Reichenau: "1914"

In den Reigen der vielen 1914-Gedenkjahr-Veranstaltungen reiht sich heute Abend auch eine Theater-Uraufführung bei den Festspielen Reichenau ein. Nicolaus Hagg, der in Reichenau schon für die Dramatisierungen der "Strudelhofstiege" oder "Anna Karenina" verantwortlich war, beleuchtet in seinem Stück "1914 - Zwei Wege in den Untergang" das Leben der Attentäter von Sarajewo.

Morgenjournal, 4.7.2014

Wer weiß wie Helden ausschauen, bevor sie zu Helden werden, wer weiß, was die Attentäter am Vorabend der Schüsse von Sarajewo getan haben, wer weiß um ihre Träume, Ängste und Hoffnungen. Der Autor Nicolaus Hagg weiß es nicht - aber das ist auch nicht notwendig, denn im Theater gehe es nie um Wahrheit, sondern um Wahrhaftigkeit, so Hagg. Und da sieht Nicolaus Hagg auch schon einmal Parallelen zwischen der Habsburg-Monarchie und der EU.

Marcello de Nardo, der schon 2003 den Oberst Redl in Reichenau verkörpert hat und seitdem jedes Jahr im Ensemble ist, rekrutiert als dunkler Drahtzieher des serbischen Geheimbundes Schwarze Hand die jungen Schulbuben und Studenten, allen voran Stefan Gorski als Gavrilo Princip. Der Mord am Thronfolger kommt aber dann doch nur durch einen großen Zufall zustande, ein für manche am Wiener Hof durchaus willkommener Zufall. Denn so suggeriert auch der Titel: Zwei Wege führen in den Untergang.

Ein rot gepolsteter Thronsessel und ein schwarzer Kaffeehaustisch markieren auf der hölzernen Arena-Bühne die beiden Welten - jene des kaiserlichen Hofes in Wien und jene der Attentäter. Am Ende fallen zwei Schüsse - "Es wird gut, es wird gut" lautet der letzte Satz. Ob sich das auch für die Aufführung sagen lässt, wird die heutige Premiere in Reichenau zeigen.