Stundenkürzungen bei Volksschulen

Die Stadt Wien startet im Herbst mit einem Förderunterricht für Risikoschüler, den die Wiener SPÖ mit Blick auf die Gemeinderatswahl 2015 Gratis-Nachhilfe nennt und sich bis zu 20 Millionen Euro kosten lässt. Auf der anderen Seite werden in den Volksschulen Zusatzstunden gekürzt. Die Bildungssprecherinnen von SPÖ und ÖVP fordern Wien jetzt auf, die Kürzungen zu stoppen und nachzubessern. Das wollen auch die Wiener Grünen.

Morgenjournal, 8.7.2014

Nachbesserungen gefordert

Die Wiener Grünen müssen das Projekt "Gratis-Nachhilfe" des Koalitionspartners SPÖ mittragen. Damit riskieren sie, die eigene Wählerklientel zu verprellen, denn Grün-Wähler legen Wert auf Zusatzangebote, wie sie jetzt massiv gekürzt werden. Der Klubobmann der Wiener Grünen, David Ellensohn, baut daher vor: "Nein, es passt uns nicht, wie es jetzt läuft. Selbstverständlich muss man versuchen nachzubessern."

Nachbessern ja, aber wer? Die Stadt Wien, sagen Rot und Schwarz im Bund. SPÖ-Bildungssprecherin Elisabeth Großmann: "Beides ist wichtig, die Fördermaßnahmen und natürlich auch die Nachhilfe, um jenen die sich schwer tun unter die Arme zu greifen. Beides wäre wichtig. Und ich würde mir natürlich schon wünschen, wenn die Stadt Wien hier noch einiges nachjustieren könnte", formuliert die Sozialdemokratin vorsichtig in Richtung der Wiener Parteifreunde.

Kürzungen inakzeptable

Radikal hingegen ÖVP-Bildungssprecherin Brigitte Jank: "Das ist komplett inakzeptable. Das Angebot an einer Schule lebt davon, dass es ein vielfältiges Angebot ist, und dass Begabungen gefördert werden können". Zusatzstunden seien dazu da, das dort unterzubringen. Und Jank weiter: "Auf der einen Seite etwas unterstützen, wo es auch etwas braucht und auf der anderen Seite, etwas wegzunehmen, das ist Loch-auf-Loch-zu-Politik".

Die Stadt Wien müsse einspringen, es gehe nicht an, alles auf den Finanzausgleich aus dem Jahr 2008 zu schieben, sagt die langjährige Wiener Wirtschaftskammerpräsidentin Jank. "Ich lasse das Argument deshalb nicht gelten, denn, dass Wien wächst wissen wir ja schon seit vielen Jahren". Wien habe offensichtlich den Blick in die Zukunft zu kurz gefasst.

Fehler der Bundesregierung

Grünen-Klubchef David Ellensohn beharrt aber darauf: Der Finanzausgleich sei schuld. Wien werde kurz gehalten, nach dem Motto: "Sperrt bitte 40 Klassen auf, wir haben 20 LehrerInnen für euch. Und so läuft das jetzt seit Jahren. Und alles was man sagt: man kann den Finanzausgleich zwischendurch nicht aufsperren", sagt er. Die Zuteilung von oben stimme nicht. "Wir geben in Wien viel Geld aus, um einen Teil davon aufzufangen. Und man muss dazusagen: Nein, nicht alle Fehler der Bundesregierung können von den Bundesländern alleine korrigiert werden", so Ellensohn.

Von einer pädagogischen Mogelpackung, wie der Bildungssprecher der Grünen im Nationalrat, Harald Walser, will Ellensohn nicht sprechen, wenn er Walsers Kritik an der Wiener SPÖ auch nicht zurückweist. Leise rügt David Ellensohn den Koalitionspartner dann auch selber: "Das Problem der Wiener SPÖ ist vermutlich das: es ist auf Bundesebene auch die SPÖ zuständig. Aber der Wiener SPÖ fällt es schwer, die Bundes-SPÖ anzugreifen."

Um eine Lösung zu finden, wäre das allerdings dringend notwendig, so der grüne Klubobmann.