Kriegsarchiv "Europeana 1914-1918"

Seit 2011 hat man quer durch Europa Dokumente, Fotos und Objekte zum Ersten Weltkrieg gesammelt und digitalisiert. Im Webportal "Europeana 1914-1918" stehen sie jeder Nutzerin, jedem Nutzer zur Verfügung. Gespeist wird dieses digitale Archiv aber nicht nur durch die Bestände der Nationalbibliotheken und der Filmarchive, sondern ganz maßgeblich aus Erinnerungsstücken von Privatpersonen.

Mittagsjournal, 22.7.2014

Europaweit stellten zehn Nationalbibliotheken an die 400.000 Dokumente für die virtuelle Sammlung "Europeana 1914-1918" zur Verfügung und 21 europäische Filmarchive lieferten bisher an die 660 Stunden seltenes Filmmaterial. Die österreichische Nationalbibliothek hat ihre Kriegssammlung gleich mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs begonnen und bis Kriegsende bereits 50.000 Objekte zusammengetragen.

Spannend ist aber, welche Erinnerungsstücke sich noch in Privatbeständen finden lassen. Um der Öffentlichkeit diesen Schatz zugänglich zu machen, wurde am 1. August in Wien ein Aktionstag ins Leben gerufen. Wer Fotos, Briefe, Tagebücher oder Alltagsobjekte aus dem Ersten Weltkrieg besitzt, kann damit von zehn bis 18 Uhr ins ORF-Funkhaus in die Argentinierstraße kommen. Auf der Internetseite http://www.europeana1914-1918.eu können Interessierte auch unabhängig von diesem Aktionstag dieses Online-Archiv selbständig mit Objekten bestücken. Zur offiziellen Geschichtsschreibung kommt damit ein ganz intimer Blick auf das Kriegsgeschehen hinzu. Aufschlussreich sind da nicht nur die oft akribisch geführten Tagebücher, sondern auch höchst skurrile Objekte.

Mit der Internetseite steht jedem historisch Interessierten von zu Hause aus eine Fülle an Material zur Verfügung. Von Historikern wird es bisher noch erstaunlich wenig genutzt. Vielleicht weil das Projekt das Flair des Populärwissenschaftlichen hat. Noch ein anderes Plus hat das Internet: Hier stehen die Erinnerungen aus allen Ländern gleichwertig nebeneinander, womit sich ein übernationales Geschichtsbild gewinnen lässt. Patriotismen und gegenseitige Schuldzuweisungen laufen in diesem neutralen Raum jedenfalls schnell ins Leere.