ImPulsTanz: Ovationen für "Schwanensee"

Am 22. Juli hatte beim ImPulsTanz-Festival das Stück "Swan Lake" der südafrikanischen Choreographin und Tänzerin Dada Masilo Wien-Premiere. Wie der Name schon sagt, ist es eine Bearbeitung von Tschaikowskis "Schwanensee": der Ballett-Klassiker gemischt mit Elementen des afrikanischen und des zeitgenössischen Tanzes. Das Resultat ist atemberaubend.

Morgenjournal, 23.7.2014

Der Ballettklassiker "Schwanensee" einmal anders. Gleich zu Beginn zitiert eine mit Reitpeitsche ausgerüstete Dame den Erfahrungsbericht eines Freundes, der noch nie im Ballett war, wie er Schwanensee erlebt hat. Eine köstlich humorvolle Szene, die abrupt endet.

Dada Masilo lässt ihre Tänzer-Männer und Frauen in weißen Tutus auftreten. Warum, erklärt sie so: "Ich habe immer schon ein Problem damit gehabt, wie das klassische Ballett mit den Männern umgeht: Sie dienen nur dazu, die Frauen zu heben, und die Frauen sind nur schön und stehen im Mittelpunkt (...) Ich wollte diese Barrieren niederreißen und so habe ich für alle, Männer und Frauen, dasselbe Kostüm gewählt, nämlich das Tutu. Aber politisch gesehen, wenn ein Mann im Tutu auftritt, will man etwas anders sagen!"

Barrieren niederreißen und Vorurteile bekämpfen

"Ich bearbeite auch das Thema Homosexualität, denn in der Welt des Tanzes gibt es das Klischee, dass Männer, die tanzen, schwul sind!" Und so flicht Dada Masilo auch durchaus humorvoll politische Themen in das Stück ein.

Die größte Herausforderung war jedoch, die Bewegungs-Vokabulare des Klassischen Balletts, afrikanischer Tänze und des zeitgenössischen Tanzes zu verbinden - und es funktioniert: Die Übergänge sind fließend durchmischt. Da passt Tschaikowskis Musik nicht immer - und so verwendet Dada Masilo auch Kompositionen von Steve Reich, dem Südafrikaner Rene Avenant, Camille Saint Säens und Arvo Pärt.

"Mehr als nur Bewegung"

"Ich möchte nicht ein Körper, der sich im Raum bewegt, sein. Ich möchte Geschichten erzählen, ich möchte, dass die Leute Dinge spüren, ich möchte den Kontakt zum Publikum, ich möchte Fragen stellen, die Menschen zum Nachdenken bringen, sie vielleicht wütend oder traurig machen. Mir geht es mehr als nur um Bewegung, es geht auch um den emotionalen Wert, den man von einem Werk bekommen kann." Das Resultat ist atemberaubend. Das Publikum war begeistert, es gab Standing Ovations.

Shooting-Star Dada Masilo

Dada Masilo stammt aus Soweto. Als Elfjährige tanzte sie in einer Streetdance-Gruppe, ihr Idol war Michael Jackson. Mit 13 wurde sie in die Dance Factory in Johannesburg aufgenommen und schloss ihre Ausbildung an der berühmten Parts-Schule von Anne Teresa de Keersmaeker in Brüssel ab.

Seit 2010 tourt die 29-jährige Dada Masilo mit "Swan Lake" sehr erfolgreich durch Europa, Afrika und Mexiko. Dazu bearbeitet sie andere Ballettklassiker wie "Carmen" oder "Romeo und Julia". Und sie tritt auch als Solistin auf, etwa voriges Jahr beim IImPulsTanz-Festival in William Kentridges Produktion "Refuse the Hour". Kentridge hat ihr auch ein Solo auf den Leib geschrieben.

Wegen der großen Nachfrage für "Swan Lake" wurden zwei Zusatzvorstellungen in das Impulstanz -Programm eingebaut: Mittwochabend und Freitag um 18 Uhr - da gibt es noch Restkarten.

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