Umstrittenes Dollfuß-Bild bekommt Infotafel

Neben dem umstrittenen Dollfuß-Porträt im ÖVP-Parlamentsklub wird künftig eine Tafel mit erklärendem Text hängen. Abgehängt wird das Bild nicht - auch wenn immer wieder kritisiert wird, dass damit im Parlament ein Mann gewürdigt wird, der genau dieses Parlament ausgeschaltet und Österreich danach autoritär regiert hat. Nun wird ein Zusatztext angebracht.

Abendjournal, 23.7.2014

"Autoritärer Kurs"

Schon im Februar hat der damals erst kurz im Amt befindliche neue ÖVP-Klubobmann Reinhold Lopatka angekündigt, das Porträt von Engelbert Dollfuß mit einem erklärenden Text zu versehen. Der ist nun fertig. Nach einer Schilderung von Dollfuß' politischem Werdegang kommt der Text zum Punkt, Zitat:

Nach dem Rücktritt der drei Präsidenten des Nationalrats vom 4. März 1933 schlug Dollfuß im Einvernehmen mit den Spitzen der Christlichsozialen Partei den autoritären Kurs ein und regierte ohne Nationalrat mit Hilfe der kriegswirtschaftlicher Notverordnungen.

Die Worte Diktatur oder gar Austrofaschismus finden sich im Text nicht. Merkmale des von Dollfuß errichteten Regimes werden aber beschrieben. Zitat:

Die Parteien wurden schrittweise aus dem politischen Leben verdrängt; unter Bruch der Verfassung wurde der Verfassungsgerichtshof ausgeschaltet. Nach der Niederschlagung des Schutzbundaufstandes vom 12. Februar 1934, der standrechtlichen Hinrichtung mehrerer Schutzbundfunktionäre und dem Verbot der Sozialdemokratischen Partei erfolgte mit 1. Mai 1934 die Inkraftsetzung einer neuen autoritären und undemokratischen Verfassung.

Beschrieben wird auch, dass sich Dollfuß gegen die Nationalsozialisten zur Wehr setze und schließlich von ihnen im Juli 1934 ermordet wurde. Verfasst hat den Text der Historiker Helmut Wohnout vom ÖVP-nahen Vogelsang-Institut. Auch zu sieben weiteren historischen Porträts im ÖVP-Klub sollen Informationstexte folgen.