Blutspendeverbot für Homosexuelle

Homosexuelle Männer sind in Österreich vom Blutspenden ausgeschlossen. Grund für das Verbot ist die Annahme, dass das Risiko, dass das Blut schwuler Männer mit HIV infiziert wäre, zu groß sei. Deshalb gibt es beim Roten Kreuz eine Frage nach der sexuellen Orientierung. Allerdings könnte sich das in Zukunft ändern. In Frankreich hat ein Mann geklagt, dass er als Homosexueller nicht blutspenden darf. Der Generalanwalt des europäischen Gerichtshofes spricht nun in seinem Gutachten von klarer Diskriminierung. Ein Urteil wird es erst in einigen Monaten geben, in den meisten Fällen folgen die Richter aber dem Gutachter.

Morgenjournal, 26.7.2014

"Hatten Sie als Mann Sex mit einem anderen Mann?" So lautet die letzte Frage auf dem Rot-Kreuz Blutspendefragebogen. Wer sie mit JA beantwortet, darf nicht Blutspenden. Die Rechtsphilosophin der Universität Wien, Elisabeth Holzleithner kritisiert dieses Vorgehen: das sei eine klare Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung. Das unterstelle ein problematisches gesundheitsgefährdendes Sexualleben, das sei ungeheuerlich.

Das rote Kreuz rechtfertigt das Blutspendeverbot für homosexuelle Männer mit Zahlen: von 15.000 HiV infizierten in Österreich seien 6.000 Homosexuelle Männer, sagt Eva Menichetti, Leiterin der Blutspendezentrale des Roten Kreuz. Das Problem: trotz vieler Tests könne das Hi-Virus nicht sofort nach der Infektion festgestellt werden, sondern neun Tage danach. Das Spenderblut sei daher nicht sicher.

Die Praxis des Roten Kreuz führt auch bei Johannes Wahala, Leiter der Beratungsstelle Courage, zu Unverständnis. Er berät homosexuelle Menschen. Das greife Menschen auch psychisch an, es höhle das Selbstbild massiv aus.

Beim Roten Kreuz bleibt man dabei: homosexuelle Männer sind vom Blutspenden ausgeschlossen. Und das, obwohl der Europäische Generalanwalt diese Praxis als diskriminierend einstuft. Es seien auch andere Menschen vom Blutspenden ausgeschlossen, sagt Menichetti. Etwa frage man nach Aufenthalten in Malariagebieten oder wegen BSE Großbritannien.

Das Argument der Sicherheit sei nachvollziehbar, sagt Holzleithner. Aber die Frage nach riskantem Sexualverhalten müsse anders formuliert werden, die Frage nach Sexualpraktiken und ob sie gesundheitsgefährdend seien.

Das Rote Kreuz betont, dass der Fragebogen kein Alleingang sei. Er sei gemeinsam mit anderen Blutbanken in Abstimmung mit dem Gesundheitsministerium entwickelt worden, sagt Eva Menichetti vom Rot Kreuz Blutspendedienst. Aus dem Gesundheitsministerium heißt es, dass man die Frage nach der sexuellen Orientierung schon seit Längerem verändern möchte. Es habe bereits unzählige Gespräche mit dem roten Kreuz gegeben, dort habe man Änderungsvorschläge bis jetzt jedoch nicht akzeptiert.