Salzburger Festspiele: "Don Giovanni"

Nach der gestrigen offiziellen Eröffnung der Salzburger Festspiele folgte am Abend im Haus für Mozart die erste Opern-Premiere: Mozarts "Don Giovanni", die zweite Arbeit im neuen Da-Ponte-Zyklus von Regisseur Sven-Eric Bechtolf und Dirigent Christoph Eschenbach. Ein Erfolg beim Publikum; ein Rückschritt, was die letzten "Don Giovanni"-Produktionen in Salzburg sichtbar hörbar gemacht haben.

Don Giovanni

(c) APA/EPA/FRANZ NEUMAYR

Morgenjournal, 28.7.2014

Regisseur Sven Eric Bechtolf war der einzige, der an diesem Abend ein paar Buhs ausfasste, denn ansonsten schien es dem Salzburger Festspielpublikum überaus zu gefallen. Und gefällig ist auch noch das Beste, was man von diesem ersten Opernabend in Salzburg sagen kann.

Das beginnt beim Bühnenbild des Ehepaars Glittenberg, das wieder mal - man fragt sich zum wievielten Mal eigentlich - eine Szene im Stil des Art deco bietet, und es ist ein Einheitsbühnenbild: ein Hotel mit Zimmern oben und eine große Treppe in der Mitte. Ein Einfall, der sich bitter in der Inszenierung rächt, mehr noch als in der "Cosi fan tutte" des Vorjahrs, die in einem Wintergarten derselben Zeit spielte. Denn die Metapher stimmt nicht, wird zumindest inszenatorisch nicht durchgehalten.

Ganz anders als in den Salzburger "Don Giovanni"-Produktionen des letzten Jahrzehnts. Bei Regisseur Martin Kusej war es eine weiße Drehbühne und ein Todestanz, bei Claus Guth ein Wald als Hort der Verwirrung der Gefühle. Und beide legten ein Tiefenkonzept für diese Oper vor, die sie mit mehr oder minder guten Ideen durchzuarbeiten suchten. Bei dem neuen "Don Giovanni" bleibt alles Dekoration, die man da und dort mit komischen Einfällen aufputzt. Schon lange ist in Salzburg nicht mehr so hohl und altmodisch im schlechten Sinne gesungen und gespielt worden. Das Ständchen von Don Giovanni wird ebenso ins Leere gesungen, wie die Arie der Zerlina, die Masetto zu besänftigen sucht. Zu allem Überdruss machen noch rote Teufelchen das Diabolisch sichtbar. Brauchen wir das Anno 2014 in Salzburg wirklich noch?

Leider ist auch auf der musikalischen Seite mit dieser Produktion kein Staat zu machen. Christoph Eschenbach hat in letzter Zeit bei Mozart mehrfach enttäuscht, ob in der vorjährigen "Cosi fan tutte" in Salzburg oder der "Zauberflöte" an der Staatsoper. Kein Wunder, dass ihn Sven-Eric Bechtolf schon für das kommende Jahr, für den dritten Teil des Da-Ponte-Zyklus, den "Figaro", abgelöst hat. Den Regisseur hat er als Intendant der nächsten Festspiele allerdings beibehalten und damit sich selbst.

Das Sängerensemble bemüht sich redlich und es ist interessant, dass nicht die Stars wie Ildebrando d´Arcangelo als Don Giovanni oder Luca Pisaroni als Leporello auffallen, sie sind routinierte Profis, sondern Stimmen, die auf dem Sprung sind wie Andrew Staples als Don Ottavio, Lenneke Ruiten als Donna Anna oder Anett Fritsch als Donna Elvira. Sie hat ja schon in der Haneke-Inszenierung der "Cosi" als Fiordiligi aufhorchen lassen.

Dieser neue Salzburger "Don Giovanni" ist sicher ein Rückschritt in dem, was die letzten "Don Giovanni"-Produktionen in diesem Festival schon sichtbar hörbar gemacht haben, wenn diese Oper auch immer ein Zugpferd für das Festspielpublikum bleiben wird.

Übersicht