MH17-Abschuss verändert Luftfahrt weltweit

Der mutmaßliche Abschuss der malaysischen Passagiermaschine MH17 über der Ost-Ukraine könnte bespiellose Auswirkungen auf die gesamte Luftfahrt haben. Die Internationale Zivilluftfahrtorganisation ICAO will heute in Montreal in einer Dringlichkeitssitzung über neue Richtlinien zur Flugroutensicherheit beraten.

Morgenjournal, 29.7.2014

Gesperrte Lufträume immer größer

Bei der Sitzung in Montreal treffen Spitzenvertreter von Luftfahrtindustrie und Luftraumüberwachung zusammen. Das Thema: Wie lassen sich mögliche Risiken für die Zivilluftfahrt, die von Konfliktgebieten ausgehen, vermindern. Christoph Mair vom Österreichischen Pilotenverband Austrian Cockpit Association: "Das mulmige Gefühl ist, dass man sich momentan nicht auf die Freigaben verlassen kann. Das betrifft jetzt alle Krisengebiete."

Krisengebiete gibt es genug. Neben der Ost-Ukraine etwa im Nahen Osten oder in Afrika. Sichere Flugrouten zu finden werde immer schwieriger, so Mair. Generell orientiere man sich an der kürzesten Flugstrecke, und die führe über die Ukraine und auch die Krim. "Seit der Übernahme durch die Russen ist der Luftraum über der Krim gesperrt. Aufgrund der Anspannung führt die türkische Armee verstärkt Manöver im Schwarzen Meer durch. Auch dieser Luftraum ist dann gesperrt. Und so werden die Ausweichrouten viel länger. Es ist nicht nur der Bereich über der Ukraine, sondern es ist ein großer Bereich, der fix gesperrt ist."

Als ein mögliches Ergebnis der Sitzung in Montreal hofft Mair, dass es eine Taskforce geben wird, die täglich entscheidet, welche Lufträume weltweit gesperrt werden müssen oder nicht.

Risiko und Kostendruck

Die Forderung der deutschen Pilotenvereinigung nach einem generellen Flugverbot in Krisengebieten hält die Austrian Cockpit Association zwar für wünschenswert, aber nicht für realistisch und durchsetzbar. Aber zumindest Rahmenbedingungen müssten her: Politik und Behörden müssten entscheiden, ob ein Luftraum sicher ist. "Und wenn ein Luftraum sicher ist, dann muss das auch gewährleistet sein, auch unter Berücksichtigung jener Waffen, die heutzutage im Umlauf sind."

Die zweite Forderung der österreichischen Pilotenvereinigung: Sollte ein Gebiet als unsicher deklariert werden, müssten sich alle Fluglinien daran halten. Mair warnt vor Entscheidungen durch Kostendruck: Umwege kosten Sprit und Geld, und jenen einen Vorteil zu geben, die ein höheres Risiko eingehen und Glück haben, sei für die Sicherheit der Passagiere an Bord nicht vertretbar.

Der Luftraum über der Ostukraine war zum Zeitpunkt des Absturzes von MH17 begrenzt gesperrt - bis 32.000 Fuß oder 10.000 Meter Höhe. Die malaysische Passagiermaschine hat beim Eintritt in den betreffenden Luftraum ihre Flughöhe noch um 1.000 Fuß gesteigert, vergeblich. Niemand hat mit Flugabwehrraketen in dieser Höhe rechnen wollen.