Russland-Sanktionen treffen auch EU selbst

Die EU erhöht in Ukraine-Konflikt den Druck auf Moskau: Heute sind 14 weitere Personen auf die Sanktionenliste gesetzt worden - sie dürfen nicht mehr in die EU einreisen und ihren Konten werden gesperrt. Außerdem sollen die Wirtschaftssanktionen der EU ausgeweitet werden, die vor allem die russische Wirtschaft treffen würden, da sind sich Experten einig. Aber auch die EU würde die Folgen zu spüren bekommen.

Mittagsjournal, 29.7.2014

Schmerzhafte Nadelstiche

Wirtschaftssanktionen treffen immer beide Seiten, sagt der Chefökonom der Bank Austria, Stefan Bruckbauer. Die geplanten EU-Sanktionen bedeuteten zwar noch keinen Wirtschaftskrieg mit Russland, doch sie seien Nadelstiche, die in Teilbnereichen sehr wehtun können, sagt Bruckbauer. Geplant sind ja Handelsverboten für Hochtechnologie im Öl- und Gassektor, außerdem soll es Zugangsbeschränkungen für russische Banken zu den europäischen Finanzmärkten geben. Diese Sanktionen würden nicht ohne Folgen bleiben, meint Bruckbauer. Denn Russland leide ohnehin unter Investitionsschwäche, und Investitionen kämen vom Unternehmen, die sich im Ausland finanzieren oder mit ausländischen Partnern betrieben werden. "Da tut es besonders weh, wenn man nicht weiß, wie es weitergeht."

Sorge um "Blut der Wirtschaft"

Die russischen Banken werden derzeit zwar noch gut von der russischen Notenbank versorgt und verfügen auch über ausreichend Sparguthaben, doch mittelfristig würden sie durch die Sanktionen Probleme mit ihrer Liquidität bekommen. Sanktionen gegen die Finanzwirtschaft seien aber immer gefährlich, warnt der österreichische Wirtschaftsdelegierte in Moskau, Dietmar Fellner: "Wenn die Finanzströme in einer Form unterbrochen oder erschwert werden, dann kommt das Blut der Wirtschaft zum Stocken. Das ist das, was unsere Verbindungen zu diesem großen Markt aufrecht erhält. Das sollte man nicht leichtfertig aufs Spiel setzen."

Schon jetzt litten zum Beispiel österreichische Anlagenbauer unter der Zurückhaltung russischer Auftraggeber, erzählt Fellner. Die spürten eine Rückgang bei den Bestellungen, weil die russischen Geschäftspartner unsicher sind, ob sie im vorgesehenen Umfang oder später investieren sollen.

OMV wartet ab

Zu den großen österreichische Unternehmen, die viel Geld in Russland investiert haben, gehört auch die OMV, dort will man sich zu möglichen Folgen strengerer EU-Sanktionen heute noch nicht äußern und zunächst die konkreten Entscheidung abwarten. Betroffen wäre auch die Stahlindustrie, allen voran die Voestalpine.

Für Russland wären die wirtschaftlichen Schäden durch Sanktionen sicher größer als für die EU, betont Bank Austria-Chefökonom Bruckbauer, sollte sich die Lage weiter zuspitzen, würde ganz Europa leiden.