Türken in Österreich: Nur wenige wählen

Türken, die der Heimat den Rücken gekehrt haben, sollen mithelfen, Recepp Tayyip Erdogan den Sieg beid er Präsidentenwahl zu sichern: Auslandstürken dürfen wählen. Drei Millionen Türken leben im Ausland, eineinhalb Millionen haben sich für die Wahl registrieren lassen. Das Kalkül: in der Community gibt es besonders viele Erdogan-Anhänger. Aber nur rund 230.000 haben gewählt. Auch in Österreich hielt sich das Interesse in Grenzen.

Mittagsjournal, 8.8.2014

Interesse geringer als erwartet

Am Wiener Brunnenmarkt ist die türkische Community stark vertreten. Viele der Standler stammen aus der Türkei und haben sich in Österreich eine Existenz aufgebaut. Die Politik in der Türkei verfolgen viele nur mehr aus der Ferne. In ganz Europa war die Wahlbeteiligung unter den Auslandstürken sehr gering. Von den beinahe 2,8 Millionen türkischen Staatsbürgern, die im Ausland leben, haben nur etwas mehr als 230.000 gewählt. Zwar können Auslandstürken noch an den türkischen Grenzübergängen und an Flughäfen wählen, die oberste türkische Wahlbehörde geht aber insgesamt nicht von mehr als 400.000 Stimmen aus. Dabei hatte allein der favorisierte Kandidat Recep Tayyip Erdogan von der AKP auf 1,5 Millionen Stimmen aus dem Ausland gehofft. Der türkischstämmige Soziologe Kenan Güngör meint, man könne die geringe Wahlbeteiligung auch als Zeichen dafür lesen, dass die Menschen heute transnational sind und nicht mehr Tag und Nacht den Kopf in der Türkei haben.

Mehrere Gründe

Die wahlwerbenden Präsidentschaftskandidaten hätten den Unterschied zwischen Interesse wecken und tatsächlich zum Wählen motivieren unterschätzt. Außerdem habe die mediale Aufmerksamkeit andere Erwartungen geschürt und die große stille Mehrheit verschwiegen, so Güngör. Wahlen aber immer auch etwas mit Routine zu tun. Und wie das Prozedere funktioniert, habe sich zu wenig herumgesprochen. Das wäre wichtiger gewesen als die offiziellen Verlautbarungen. Dieses Mal habe der bürokratische Aufwand viele abgeschreckt, dass man extra Termine zur Stimmabgabe vereinbaren musste. Diejenigen, die gewählt haben, fanden es gar nicht so schwierig. Vielleicht spricht sich das ja bis zur nächsten Wahl herum.