Nicht Genügend für Österreichs Familienpolitik

An die neun Milliarden Euro lässt sich Österreich pro Jahr die Familienförderung kosten. Doch dieses Geld war bisher nicht optimal eingesetzt, ein kinderfreundlicheres Klima ließ sich damit nicht schaffen, bestätigt eine aktuelle WIFO-Studie. ÖVP-Familienministerin Sophie Karmasin hat sie in Auftrag gegeben und ein schlechtes Zeugnis für die von der ÖVP maßgeblich geprägte Familienpolitik der Vergangenheit erhalten.

Morgenjournal, 12.8.2014

Mehr Sachleistungen

Mit einer Geburtenrate von 1,44 Kindern pro Frau zählt Österreich in Europa zu den Schlusslichtern, die relativ großzügige Familienförderung hat daran nichts geändert. Drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts gehen an die Familien, vier Fünftel davon als reine Geldleistungen - und das ist das Problem. Denn erfolgreiche Familienpolitik muss viel stärker auf Sachleistungen setzen - nämlich den Ausbau der Kinderbetreuung, um Beruf und Familie besser vereinbar zu machen. Das zeigt die neue Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts, die andere europäische Modelle mit Österreich verglichen hat. Die besten Geburtenraten haben Länder wie Frankreich und Dänemark mit zwei bzw. 1,73 Kindern pro Frau - und diese Länder setzen deutlich stärker auf Sachleistungen als Österreich: So gibt Dänemark viermal so viel für Kinderbetreuungs-Einrichtungen aus und Frankreich dreimal so viel. Gleichzeitig kommen auch die Geldleistungen nicht zu kurz, weil die beiden Länder in Summe viel mehr Geld für die Familien ausgeben als Österreich. Nämlich vier statt drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Wobei in Frankreich die Familienförderung über das Steuerrecht - bei uns ist das eine alte und weiterhin aktuelle ÖVP-Forderung - sehr stark ausgeprägt ist.

Hoher Teilzeitanteil

Eine Folge der falsch eingesetzten Förderung: Nur 14 Prozent der unter Dreijährigen werden in Österreich außerhäuslich betreut, in Dänemark sind es 67 Prozent, in Frankreich 40 Prozent. Selbst Deutschland, das eine ähnlich unwirksame Familienpolitik wie Österreich betreibt, kommt auf 24 Prozent Betreuungsquote bei den ganz Kleinen. Vergleichsweise sehr schlecht liegt Österreich auch bei der Aufteilung unbezahlter Familienarbeit zwischen Frauen und Männern - das Verhältnis beträgt zwei zu eins, während Schweden und Dänemark als Vorbilder schon sehr nahe an einem ausgeglichenen Verhältnis sind. Und weil Österreich da nachhinkt - aber auch wegen der hohen Steuerbelastung, die Vollzeit oft unattraktiv macht -, arbeiten besonders viele Frauen nur Teilzeit: 44 Prozent ist ein sehr hoher Anteil - Frankreich mit 30 und Dänemark mit 35 Prozent Teilzeitquote schneiden auch hier besser ab.