Sanktionen: Russland schließt Versorgungslücken

Russland scheint nichts unversucht zu lassen, um die Auswirkungen der beiderseitigen Sanktionen - der EU und der USA sowie Russlands selbst, möglichst zu minimieren. Letzte Woche hat Russland die Einfuhr von Fleisch, Fisch und Milchprodukten aus der EU und anderen westlichen Ländern gestoppt. Und das obwohl fast die Hälfe der russischen Lebensmittel aus diesen Ländern importiert werden.

Mittagsjournal, 13.8.2014

Ägypten und Brasilien

Vor leeren Regalen hat in Russland kaum jemand Angst. Fleißig sucht die Politik nach Alternativen zu den Lebensmitteln aus Europa den USA und anderen westlichen Ländern. Die heimische Produktion auf Vordermann zu bringen ist eine Variante. Aber auch mehr Lieferungen aus anderen Ländern sollen die Versorgung sichern. Bei einem Treffen mit dem ägyptischen Präsidenten Abdel Fattah Al-Sisi bespricht Wladimir Putin Möglichkeiten, den Export von Ägypten nach Russland zu erleichtern: "Wir verhandeln über die Errichtung einer Freihandelszone. Ägypten hat die Exporte von landwirtschaftlichen Produkten aus Russland schon um 30 Prozent gesteigert und will sie um weitere 30 Prozent steigern", so Putin.

Orangen, Erdäpfel, Zwiebel und Knoblauch kommen nun vermehrt aus Ägypten nach Russland. Rindfleisch soll künftig aus Brasilien geliefert werden. Um ganze 79 Prozent sind die brasilianischen Rindfleischexporte nach Russland im Juli gestiegen.

Schlupflöcher Kasachstan und Weißrussland

Trotzdem könnten aber weiter europäische Lebensmittel nach Russland gelangen - und zwar über die Schlupflöcher Kasachstan und Weißrussland, so Experten. Die beiden Länder haben ein Freihandelsabkommen mit Russland und könnten weiterhin europäische Ware dorthin liefern. Das sieht auch der bekannte Journalist Aleksej Venediktov vom Moskauer Radiosender Echo Moskvy kommen: "Weißrussland hat kein Embargo für europäische Waren eingeführt. Die Europäische Union liefert also nach Weißrussland", so Aleksej Venediktov. "Zwischen Weißrussland und Russland gibt es keine Zollgrenezen, das ist eine Zollunion. Und so könnten die Lebensmittel aus Weißrussland hierher kommen, denn um ein vollständiges Embargo zu erreichen, müssten Weißrussland und Kasachstan ebenso ein Embargo einführen."


Der weißrussische Präsident Alexander Lukashenko betont, er werde verhindern, dass Waren aus Europa über Weißrussland nach Russland gelangen. Doch für Dmitrij Bolkunets, einen Ökonomen der Moskauer Höheren Schule der Wirtschaft, heißt das noch nicht viel. In den vergangen Jahren habe Weißrussland etwa polnisches Schweinefleisch nach Russland exportiert, obwohl Russland ein Embargo darauf verhängt hatte. Das polnische Fleisch wurde einfach mit einem weißrussischen Etikett versehen, so Bolkunets.

Preise steigen

Die russischen Regale werden also nicht leer bleiben. Aber eines zeichnet sich schon ab - die Preise steigen. Russische Großhändler beklagen, dass der Einkaufspreis von Garnelen und Lachs schon um mehr als 20 Prozent gestiegen ist. Sollten die höheren Preise auf die Kunden übergewälzt werden, drohen den Händlern saftige Strafen - das hat zumindest die russische Regierung angekündigt.