Albertina: Arnulf Rainer 85

Der 85. Geburtstag von Arnulf Rainer ist der Anlass für eine große Retrospektive in der Wiener Albertina, die morgen eröffnet wird. Die Albertina präsentiert mit ca. 150 Exponaten die wesentlichen Stationen seines komplexen Schaffens mit Schlüsselwerken.

Rainers in den 1950er Jahren entwickelte Übermalungen machten den Künstler weltweit bekannt. Heute gilt er als einer der einflussreichsten Künstler Österreichs, die von den 50ern bis in die 80er Jahre die Kunstgeschichte radikal beeinflusst haben.

Mittagsjournal, 1.9.2014

Arnulf Rainer hat die Kunstgeschichte revolutioniert. Mit düsteren Übermalungen oder mit Grimassenfotos, die er in Fotokabinen von sich machte, um sie dann mit wilden Strichen weiter zu bearbeiten. Heute hat er keine Lust mehr aufs Wilde. Heute soll schön sein, was er macht, sagt Arnulf Rainer.

Damals hatte er einen Hang zum Dunkeln, er ist mittlerweile einer hellen Freundlichkeit gewichen. Obwohl auch die Übermalungen, die er in den 1950er Jahren entwickelte, einen praktischen Hintergrund hatten: "Ich habe kein Geld gehabt. Auf dem Flohmarkt hat es so viele Bilder gegeben, die nichts gekostet haben, viel billiger waren als neuer Keilrahmen und Leinwände. Auf diese Weise bin ich in etwas hineingeraten, was ich gar nicht beabsichtigt habe - das Übermalen."

Heute übermalt Arnulf Rainer keine Originale vom Flohmarkt mehr. Er ist anspruchsvoller geworden und übermalt am liebsten Renaissancegesichter - auf Faksimiledrucken. Seine wichtigste künstlerische Phase begann in der Nachkriegszeit: als der Nachholbedarf in Österreich groß war, sich mit internationalen Kunstströmungen wie Expressionismus oder Surrealismus auseinanderzusetzen. Damals reiste Arnulf Rainer mit der Künstlerin Maria Lassnig nach Paris. "Sie war für mich gewissermaßen schon eine große Anregerin, aber nicht so sehr in der Malerei, sondern in der Philosophie. Wir haben zusammen Kierkegaard gelesen", erinnert sich der Künstler.

In der Albertina hat man nun einige der wichtigsten Arbeiten zusammengetragen. Obwohl Arnulf Rainer selbst sagt, dass die 36 besten Kunstwerke 1994 von einem unbekannten Täter vernichtet wurden. Diese Bilder waren damals vom Guggenheim Museum für eine Ausstellung ausgewählt worden. Bis heute malt Arnulf Rainer trotz seiner 85 Jahre täglich.

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