Lage in der Ukraine

Gestern hatte Präsident Vladimir Putin die "Staatlichkeit für die Südostukraine" gefordert, dann wurde zurückgerudert. Gleichzeitig erobern aber von Moskau unterstützte Separatisten mehr und mehr Gebiete wieder von der regulären ukrainischen Armee zurück.

Abendjournal, 01.09.2014

Es ist das tägliche Pressebriefing des ukrainischen Armeesprechers: und seit Tagen muss er eine Niederlage nach der anderen eingestehen: Unsere Einheiten haben sich vom Flughafen in Luhansk zurückgezogen, so Lyssenko heute.

Die Aufständischen würden auf ihrem Vormarsch in Luhansk von einem russischen Panzerbataillon unterstützt, erklärt er. An immer mehr Orten im Osten und Südosten des Landes wird gekämpft. Nahe Donezk z. B. haben Separatisten eine Ortschaft umzingelt, hundert ukrainische Soldaten waren dort stationiert. Über ihr Schicksal gibt es keinerlei Informationen. Das ukrainische Militär hat eine Nachrichtensperre verhängt.

Immer bedrohlicher wird aber auch die Lage der Menschen in der Hafenstadt Mariupol. Die Separatisten rücken weiter vor, alle Zufahrtsstraßen sollen schon von ihnen kontrolliert werden. Diese militärischen Erfolge der Separatisten sei nur mit direkter Unterstützung Russlands möglich, sind sich die Militärexperten einig.

Russland hingegen dementiert weiterhin, in die Kampfhandlungen direkt involviert zu sein. Wir sind an einer friedlichen Lösung interessiert, so Russlands Außenminister Sergej Lavrov. Es werde keine Militärintervention geben. All unser Bestreben geht in Richtung politische Annäherung. Als Antwort auf die neuerlichen Sanktionsankündigung der EU, meint Lavrov, Die EU und die USA sollten ihre Politik der Drohungen und Ultimaten aufgeben.

Von "Eigenstaatlichkeit der Ostukraine", wie dies gestern Präsident Putin nannte und damit für gehörige Verwirrung sorgte, war heute jedenfalls keine Rede mehr. Wir setzen auf Verhandlungen für eine politische Lösung, heißt es aus Moskau. In Minsk trifft sich dazu heute die Ukraine-Kontaktgruppe, mit dabei auch Vertreter der Separatisten. Die Erwartungen, dass es zu einer Annäherung kommen könnte, sind aber gering.