Angst vor IS-Terror im Libanon

Im Nahen Osten wächst die Angst, dass sich der Krieg aus Syrien auch auf den Libanon ausbreiten könnte. Denn aus Syrien sind zuletzt immer wieder bewaffnete Islamisten in den Libanon eingedrungen. Und weil es Befürchtungen gibt, dass sich auch unter den Flüchtlingen IS-Terroristen befinden, steigt der Druck auf die rund 1,5 Millionen Flüchtlinge.

In die ursprüngliche Gastfreundschaft mengt sich immer mehr Skepsis gegenüber den Syrern. Und die Hilfsgüter reichen nicht für alle.

  • Flüchtlingszelt

    BERNT KOSCHUH/ORF

  • Innenansicht eines Flüchtlingszelts

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  • Zelte

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  • Flüchtlingszelte

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Morgenjournal, 2.9.2014

Eine Reportage aus dem Libanon von

Aufgeheizte Stimmung

Ein Stempel pro Nahrungsmittelpaket. So lautet die Regel, bei der Hilfsgüterverteilung. Hier versorgt das Rote Kreuz 110 aufgeregte Flüchtlinge in Kawkaba bu Arab. Wer keine Registrierkarte hat, geht leer aus. Das kann in Einzelfällen auch Flüchtlinge treffen, die sehr wohl Hilfe bräuchten. Nahe der Rot-Kreuz-Verteilstelle steht ein Zelt aus Holzbalken, Planen und Stofffetzen. 25 Kinder und Frauen schlafen hier auf nur rund 20 Quadratmetern. Und eine der Frauen klagt: "Fast keiner hilft uns. Wir müssen arbeiten, damit wir die Kinder und Babys versorgen können." Ein Polizist glaubt sogar, die Flüchtlinge könnten den Rot-Kreuz-Lkw plündern. Als sich beim Lkw eine Flüchtlingsgruppe bildet, fährt er mit dem Auto auf sie zu, sie weichen zur Seite. "Die Flüchtlinge sind wie Tiere und einfach zu viele", schimpft der Polizist.

Die Stimmung ist aufgeheizt - spätestens seit Kämpfen im nordlibanesischen Grenzort Arsal Anfang August. Islamistische Rebellen haben 19 libanesische Soldaten getötet, Geiseln genommen und die Stadt fünf Tage lang kontrolliert. Soha Boustane, Sprecherin von Unicef im Libanon meint: "Seit Arsal, haben viele Libanesen das Gefühl, ihre Sicherheit ist wichtiger als die humanitäre Hilfe. Es gibt mehr Feindseligkeit gegenüber den syrischen Flüchtlingen, vor allem dort, wo es Vermutungen gibt, dass es in Zeltlagern Waffen geben könnte."

Unruhe wächst

Dabei sind die Mehrheit der Flüchtlinge Kinder und Frauen. Sie müssen selbst fürchten, dass der Libanon kein sicherer Zufluchtsort bleibt. Sogar im bisher als sicher geltenden Südlibanon, in Hasbaya erzählt eine Syrerin: "Wir haben vor ein paar Tagen Bomben gehört- israelische. Ich habe Angst bekommen, dass der Krieg jetzt auch im Libanon beginnt. Und am nächsten Tag gab´s wohl eine Hochzeit mit Feuerwerk und Schüssen in die Luft." Die vermeintliche Hochzeit dürfte ein Gefecht zwischen libanesischer Armee und IS-Kämpfern gewesen sein, die über die Grenze kamen. Ein IS-Kämpfer ist getötet, drei sind verletzt worden. Die Armee hat sich bisher also durchgesetzt.

Die Unruhe wächst auch, weil syrische Flüchtlinge auf den Arbeitsmarkt drängen, weil Wohnungsmarkt, Strom- und Wasserversorgung angespannt sind, angesichts der 1,5 Millionen Flüchtlinge - in einem Land, das etwas größer ist als Kärnten, zieht Rot-Kreuz-Mitarbeiter Jürgen Högl einen Vergleich: "Stellen wir uns eine Situation vor, in der innerhalb von drei Jahren alle Steirer nach Kärnten flüchten."

Hilfsorganisationen unterstützen die Flüchtlinge und den Libanon. Doch die Spenden werden immer weniger, nur 50 Prozent der geplanten Hilfsleistungen können finanziert werden. Kein Wunder also, wenn bei der Hilfsgüterverteilung immer wieder Flüchtlinge leer ausgehen.

Spenden für syrische Flüchtlinge

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