Amnesty: IS betreibt systematischen Völkermord

Was seit Monaten erschreckend sichtbar ist, hat Amnesty International nach Recherchen vor Ort nun schwarz auf weiß präsentiert: Laut einer Amnesty-Vertreterin in Bagdad betreibt die radikale Dschihadisten-Miliz Islamischer Staat (IS) eine Kampagne der systematischen ethnischen Säuberungen im Nordirak. Minderheiten wie Jesiden, Christen oder schiitische Turkmenen würden systematisch ausgelöscht.

Mittagsjournal, 2.9.2014

"Systematisch ausgelöscht"

Minderheiten wie die Yeziden, Christen oder schiitischen Turkmenen würden systematisch ausgelöscht, sagte am Dienstag Amnesty-Vertreterin Donatella Rovera, die sich derzeit in der Region aufhält. Unter Berufung auf Augenzeugenberichte warf die Menschenrechtsbewegung der IS schwere Kriegsverbrechen vor, darunter Massenhinrichtungen und -Verschleppungen. Laut Amnesty verschleppten IS-Milizionäre auch tausende Frauen und Kinder, Zehntausende flüchteten aus Angst um ihr Leben. In einem Fall habe eine Familie 45 vermisste Angehörige gemeldet. Amnesty-Vertreterin Rovera forderte die irakische Regierung auf, alle Verantwortlichen zu verfolgen und zur Rechenschaft zu ziehen.

In dem Bericht kommen mehrere Überlebende von Massenhinrichtungen zu Wort. Demnach wurden allein am 3. und 15. August hunderte Männer und Burschen aus den beiden Yeziden-Dörfern Kinije und Kocho umgebracht. Nur mit einigem Glück überlebten die Brüder Sayed und Khaled das Massaker, sieben weitere ihrer Brüder wurden getötet. Sayed sei dreimal ins linke Knie sowie jeweils einmal in Hüfte und Schulter geschossen worden, berichtete Amnesty.

Salem, ein weiterer Augenzeuge, erzählt, wie er sich zwölf Tage lang verstecken konnte, während vor seinen Augen Verletzte starben. "Einige konnten sich nicht mehr bewegen, sie lagen in Qualen da und warteten auf ihren Tod. Sie starben einen schrecklichen Tod". Ein muslimischer Nachbar habe ihm geholfen, bis er schließlich flüchten konnte. (Text: APA, Red.)