Schauspieler Gottfried John gestorben

Der Schauspieler Gottfried John ist im Alter von 72 Jahren in der Nähe von München gestorben. Wie der Westdeutsche Rundfunk (WDR) am Dienstag in Köln mitteilte, erlag der Schauspieler ("James Bond 007 - Goldeneye", "Berlin Alexanderplatz") am Montag einem Krebsleiden.

Eigentlich hätte Gottfried John scheitern müssen. Kein festes Zuhause. Eine verkrachte Schullaufbahn. Eine Mutter, die mit ihrem Sohn durchs Land vagabundiert auf der Suche nach Geld und einer Bleibe und auf der Flucht vor der staatlichen Fürsorge. Denn eigentlich sollte John bis zur Volljährigkeit ins Heim. Prekär, ein Fall für Hartz IV, würde man heute sagen. Doch John hat es geschafft. Er hat Karriere gemacht als Schauspieler, auch international, vor allem als Bösewicht im James-Bond-Streifen "Golden Eye".

Harte Kindheit

1942 kommt John in Berlin auf die Welt - unehelich. Der Vater ein bereits verheirateter nazitreuer Ingenieur, die Mutter eine junge Frau aus katholischem Elternhaus. "Ein gefallenes Mädchen. Eine Schande für ihre bürgerliche Familie", wird es John später in der Autobiografie "Bekenntnisse eines Unerzogenen" formulieren. Statt Familienglück ein vagabundierendes Leben mit einer Mutter, die vom Künstlerdasein träumt. Ihr Sohn stottert, plagt sich in der Schule und landet immer wieder im Heim.

Jugend in Paris

Mit 15 Jahren flieht John aus dem Erziehungsheim. Paris ist die Stadt seiner Träume. Tatsächlich schlägt er sich mit seiner Mutter bis in die französische Hauptstadt durch. Das Leben dort ist nicht minder hart als in Berlin, doch Mutter und Sohn finden immer einen Weg, um gerade so zu überleben, oft am Rande der Legalität. John fotografiert gegen Geld Touristen und versucht sein Glück als Pflastermaler. Eine lohnende Arbeit, allerdings immer auf der Flucht vor der Polizei. Irgendwann wird die Sehnsucht nach einem festen Auskommen zu groß. Und so probiert John den Traumberuf seiner Mutter aus - die Schauspielerei.

Spielen als Beruf

Eine Entscheidung, die sein Leben von Grund auf umkrempelt. Die Aufnahmeprüfung an der renommierten Max-Reinhardt-Schule für Schauspiel in Berlin schafft er zwar nicht. Doch er nimmt privaten Unterricht und gibt noch während seiner Ausbildung sein Theaterdebüt am Berliner Schiller-Theater. Besonders gerne arbeitet er mit dem Regisseur Hans Neuenfels, etwa in Peter Handkes "Publikumsbeschimpfung". Neuenfels habe ihn besonders beeindruckt. "Von ihm habe ich gelernt, die Ebene unter der Oberfläche zu entdecken", erinnerte sich John in einem dpa-Interview anlässlich seines 70. Geburtstags.

Zusammenarbeit mit Fassbinder

Prägend auch Rainer Werner Fassbinder, der ihn 1972 für "Acht Stunden sind kein Tag" als Hauptdarsteller engagiert. Lange bleibt er Fassbinder und dem neuen deutschen Film treu, spielt in "Die Ehe der Maria Braun", "Berlin Alexanderplatz" und "Lili Marleen". Auch in Fassbinders "Theater am Turm" tritt er auf, ist er doch fasziniert von der Arbeitsweise und der Schnelligkeit des berühmten Filmemachers, der den Darstellern große Selbständigkeit zugesteht.

Internationale Karriere

Auch nach Fassbinder bleibt der Deutsche mit der markanten Nase und den sanft-braunen Augen begehrt. Für Volker Schlöndorff spielt er in "Der Unhold" gemeinsam mit John Malkovich und ist in Krimiserien wie "Tatort" und "Derrick" zu sehen. 2006 holt ihn Klaus Maria Brandauer für seine Inszenierung von Bertolt Brechts "Dreigroschenoper". Einer seiner größten internationalen Erfolge: 1995 die Rolle des Bösen im James-Bond-Streifen "Golden Eye" als Gegenspieler von Pierce Brosnan als Topagent. Die US-amerikanische Filmindustrie lockt, doch nach Hollywood wechseln wollte John nicht.