Schottland: Knappes Ergebnis erwartet

Zwei Tage vor der Volksabstimmung über die Unabhängigkeit Schottlands ist der Ausgang weiter völlig ungewiss. Mehrere Umfragen am Wochenende konnten keine klare Aussage über einen Favoriten ermitteln. Eine Umfrage sah die Befürworter einer Abspaltung mit 54 Prozent in Front. In einer anderen lagen die Gegner bei 53 Prozent. Am Abend versammelten sich 2.000 Menschen auf dem Trafalgar Square in London zu einer Schottland Solidaritäts-Großkundgebung.

Morgenjournal, 16.9.2014

Aus Edinburgh,

Kann sein, dass sich die EU bald mit einem anderen Problem beschäftigen muss: Was tun, wenn sich ein Mitgliedsland aufspaltet, was tun, wenn die Schotten für die Unabhängigkeit stimmen. Alles ist offen zwei Tage vor der Volksabstimmung. Befürworter und Gegner liegen in den letzten Umfragen in etwa gleichauf.

Am Abend sind in London 2.000 Menschen zu einer Schottland-Solidaritäts-Kundgebung auf den Trafalgar Square gekommen. Popstar und Aktivist Bob Geldof sowie Komiker Eddie Izzard riefen zum Erhalt der britischen Union auf. 2.000 Leute, ob das die Schotten als unwiderstehliche Aufforderung zum Bleiben auffassen?

Premierminister David Cameron hatte gestern in Schottland seinen letzten Auftritt, Wetterglück hatte er keines.

Cameron skizziert Drohszenarien

Der Premierminister scheint bei seinen Schottland Auftritten geschlossene Räume dem Bad in der Menge vorzuziehen. Dieses Mal spricht David Cameron in Aberdeen. Die Bewohner der Stadt genießen dank ihres Ölreichtums einen komfortablen Lebensstandard. Das könnte sich nach Meinung der Unabhängigkeits-Gegner schnell ändern. Das Referendum wäre keine Trennung auf Zeit sondern eine schmerzhafte Scheidung, warnt der Premierminister.

David Cameron sagt, er versuche nicht den schottischen Wählern Angst zu machen, er liefere nur die Fakten. Eine Trennung würde das Aus für das britische Pfund in Schottland bedeuten, die britischen Streitkräfte würden auseinander brechen, die Pensionsfonds würden aufgeteilt und Schottland hätte eine internationale Grenze, die nicht mehr so leicht passierbar wäre. Er wirft den Nationalisten vor, den Wählern einen Traum zu verkaufen, der nicht erfüllbar sei.

Sein Kontrahent, der schottische Regierungschef Alex Salmond gibt sich unterdessen leutselig am Flughafen von Edinburgh. Er hat an die hundert Unternehmer um sich geschart. Die Nationalisten wollen zeigen, nicht alle Firmen lassen sich von der Angstmache aus dem Unionisten Lager beeindrucken. Sie würden die Möglichkeiten sehen, die ein unabhängiges Schottland zu bieten habe, sagt Alex Salmond.

Er ist überzeugt, die Finanzmärkte werden nach einer Ja Abstimmung positiv auf den neuen schottischen Staat reagieren, London könnte diesen Prozess durch konstruktive Zusammenarbeit unterstützen. Besonnene Autorität beruhige die Märkte nicht Presseaussendungen aus der Downing Street in denen stehe man haben keinen Plan B.

Einen genauen Einsatzplan hat aber die schottische Polizei, die Urlaube aller Beamten wurden vorsorglich gestrichen, große Wahllokale in den Städten werden bewacht. Auch Ausschreitungen, egal wie das Ergebnis ausfällt, könnten nach Angaben der Einsatzleiter möglich sein.