Heinrich Steinfest: Krimis mit Humor

Als einziger Österreicher steht Heinrich Steinfest auf der Shortlist zum Deutschen Buchpreis. Mit seinem Roman "Der Allesforscher" zeigt er sich als Anhänger des absurden Humors.

Morgenjournal, 16.9.2014

In der Vorwoche ist die Shortlist zum Deutschen Buchpreis bekannt geworden. Einige Literatur-Experten haben da Namen wie Marlene Streeruwitz oder Michael Köhlmeier erwartet, aber die haben es nicht in die Endauswahl geschafft.

Als einziger Österreicher steht Heinrich Steinfest auf der Liste. Der ist bisher vor allem als Krimiautor in Erscheinung getreten. Mit seinem Roman „Der Allesforscher“ zeigt er sich als Anhänger des absurden Humors. Heinrich Steinfest ist der ungewöhnlichste Anwärter auf den diesjährigen Deutschen Buchpreis.

Humor als scharfes Seziermesser

Gleich das Eröffnungsszenario stimmt den Leser ein auf die absurd-humorvolle Welt, durch die man sich in "Der Allesforscher" für die nächsten 400 Seiten bewegen wird. Da wankt ein junger Manager frühmorgens durch die Straßen einer taiwanesischen Millionenmetropole, als ihm plötzlich ein Sattelschlepper mit einem verendeten Wal entgegenkommt. Das Vieh explodiert und eine zu tief fliegende Walinnerei schickt den Mann ins Koma.

Für den bisher aalglatten Manager und Ich-Erzähler läutet dieses Urknall-Szenario eine tiefgreifende Persönlichkeitsveränderung ein. Der karrierebewusste junge Mann sucht sein Glück nämlich fortan als lebensfroher Bademeister und verantwortungsvoller Leihvater. Wie in seinen Krimis hat Heinrich Steinfest auch in "Der Allesforscher" den Handlungsverlauf nicht vorentworfen, sondern taucht einfach ein in den Kosmos seiner Figuren.

Und weil Steinfest dabei mit einer unglaublichen Disziplin ans Werk geht, erscheint auch in schöner Regelmäßigkeit jedes Jahr ein neues Buch. Bisher waren das vorrangig Kriminalromane, allen voran die vier Geschichten über seinen skurrilen Detektiv Markus Cheng. Geprägt hat Heinrich Steinfest mit Sicherheit sein nicht alltäglicher Werdegang: Er hat nämlich erst nach Jahren als Maler und mit Mitte dreißig zur Schriftstellerei gewechselt.

Mit seinem ironischen Tonfall hebt sich "Der Allesforscher" jedenfalls deutlich ab von seinen Kontrahenten um den Deutschen Buchpreis. Nur hin und wieder schleicht sich ein Kalauer ein, die meiste Zeit aber beweist Heinrich Steinfest, dass Humor, fachkundig gehandhabt, ein unvergleichlich scharfes Seziermesser ist, wenn es darum geht, die Skurrilitäten des Alltags freizulegen.