Die Landkarte einer neuen Zivilgesellschaft
Ö1 Open Innovation Forum 2014
Am Freitag fand im Wiener RadioKulturhaus die Abschlussveranstaltung des Ö1 Wettbewerbs "Orte in Bewegung" statt. Dabei wurden die innovativsten Modellprojekte vorgestellt und drei Social Innovation Awards von Respekt.net verliehen.
27. April 2017, 15:40
ORF / JOSEPH SCHIMMER
Der mit je 2.000 Euro dotierte "Social Innovation Award" der zivilgesellschaftlichen Crowdfunding-Plattform Respekt.net wurde heuer erstmals vergeben. Die ausgezeichneten Projekte sind:
Open Innovation Awards
- Das Genossenschaftsprojekt "Otelo eGen
- Die Obst-Stadt Wiener Neustadt und
- Der energieeffiziente Klassenraum der HTL St. Pölten.
Otelo eGen
Das kooperative Projekt "Otelo eGen" experimentiert mit neuen Organisationsformen von Arbeit und Wirtschaft. Mitglieder der offenen Technologielabore aus dem ländlichen Raum Oberösterreichs gründeten Anfang 2014 eine eingetragene Genossenschaft ("eGen") und arbeiten seither in Selbstanstellung. Die Eigentümer sind zugleich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, zehn "Entrepreneure" arbeiten vorerst am Aufbau mit.
ORF / JOSEPH SCHIMMER
Martin Hollinetz
Der Otelo-Mitbegründer lobt am genossenschaftlichen Unternehmer/innentum, dass es einem auch ermögliche, zu sagen: "Jetzt ist genug".
Jurybegründung
Otelo eGen ist ein wegweisendes Projekt, in dem soziale, ideelle und wirtschaftliche Aspekte integriert sind. Die Genossenschaft ist ein Brutkasten für neue Ideen und will diese auch im Sinne des Gemeinwohls verwerten. Das Projekt unterstützt die regionale Entwicklung und ist multiplizierbar - also eine gute Idee, die auch von anderen aufgegriffen werden könnte.
Die Tätigkeitsfelder und Schaffensbereiche umfassen Regionalentwicklung, Prozessberatung, Bildung, Forschung, Kreativwirtschaft und offene Technologien. Neben der Infrastruktur werden auch soziale Leistungen und Coaching geboten. Gewinn wird in Form von freier Zeit ausgeschüttet, um zu einer ausgewogenen Life-Work-Balance beizutragen. Individuelle Freiräume und gegenseitige Unterstützung bei der Entwicklung und Umsetzung der Vorhaben stehen bei diesem Experiment mit Modellcharakter im Vordergrund. Im Sinne der Open Source-Philosophie sollen die Erfahrungen auch anderen zugänglich gemacht werden.
Obst-Stadt Wiener Neustadt
Die Initiative "Obst-Stadt Wiener Neustadt" pflanzt im öffentlichen Raum Obst und Gemüse an. Freie Vitamine für alle lautet das Motto, denn die Erträge sind für alle Menschen kostenlos zugänglich.
ORF / JOSEPH SCHIMMER
Jurybegründung
Das Projekt rückt den Nahversorgungsgedanken und das Thema "Regionalität" in den Mittelpunkt. Es trägt dazu bei, dass versiegelte Flächen - eine der großen Herausforderungen für die Städte der Zukunft - wieder aufgebrochen werden. Schließlich dient es als Modell und Beispiel für andere Städte.
Der Programmierer und Überlebenstrainer Martin Mollay hat vor mehr als zwei Jahren das Projekt einer "Essbaren Stadt" gestartet. Die Gemeinde soll dabei ebenso einbezogen werden, wie Bürger und lokale Initiativen. Ausgehend vom Stadtpark in Wiener Neustadt hat die Obststadt mittlerweile elf Standorte, die Zahl der Unterstützer wächst ständig. Die frei zugänglichen Obst-, Kräuter- und Gemüsegärten im öffentlichen Raum sollen Städte attraktiver machen, die Zusammenarbeit fördern und zum Nachdenken über Selbstversorgung und Autarkie beitragen. Das gesammelte "Know how" wird auf der Website des Projekts anderen Initiativen zur Verfügung gestellt, die in ihren Städten und Gemeinden ähnliche Projekte realisieren wollen.
Energieeffizienten Klassenraum der HTL St. Pölten
Den Publikumspreis der "Social Innovation Awards" von Respekt.net haben Ö1 Hörer/innen und User/innen durch ihr Voting an den "Energieeffizienten Klassenraum der HTL St. Pölten" vergeben.
ORF / JOSEPH SCHIMMER
Schüler und Lehrer der Abteilung Elektrotechnik der HTL St. Pölten haben die Energieflüsse und Einsparungsmöglichkeiten durch den Einsatz moderner Gebäudesystemtechnik an ihrer Schule analysiert und ein Modellprojekt in ihren Klassenräumen umgesetzt. Eine Energieeinsparung von über 40 Prozent gegenüber anderen Stockwerten wurde dokumentiert.
Im Rahmen von Abschlussarbeiten wurden EDV-Systeme programmiert und die aktuellen Werte auf einer Infowand online angezeigt, abrufbar auch auf mobilen Geräten wie Tablets und Smartphones. Stellvertretend für alle Beteiligten wurde der Preis beim "Ö1 Open Innovation Forum" an die Lehrer Gerhard Hinterhofer und Hermann Binder und die Schüler Lukas Kollermann und Jürgen Altenrieder vergeben.
Soziale Innovation im World Café
Zum Auftakt des Open Innovation Forums fand im Studio 3 des Wiener RadioKulturhauses eine Enquete zum Thema "Wie bringt Österreich soziale Innovation in Bewegung?" statt. Rund 50 geladene Expert/innen aus Forschung, Innovationspolitik, Privatwirtschaft und Praxis tagten zu dieser Frage.
Josef Hochgerner
In der Zusammenfassung der nachmittäglichen Enquete wartet Josef Hochgerner vom Zentrum für Soziale Innovation mit der Aussicht auf Geld im nächsten Jahr auf.
Konzept und Moderation
Martin Bernhofer und Ina Zwerger, Ö1 Wissenschaftsredaktion
Service
Respekt.net
Zentrum für soziale Innovation
SozialMarie
Ashoka
In Kooperation mit der Wiener Zeitung