Die Landkarte einer neuen Zivilgesellschaft

Ö1 Open Innovation Forum 2014

Am Freitag fand im Wiener RadioKulturhaus die Abschlussveranstaltung des Ö1 Wettbewerbs "Orte in Bewegung" statt. Dabei wurden die innovativsten Modellprojekte vorgestellt und drei Social Innovation Awards von Respekt.net verliehen.

Roland Wadl

Roland Wadl von Respekt.net im Gespräch mit Ö1 Redakteurin Ina Zwerger.

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Der mit je 2.000 Euro dotierte "Social Innovation Award" der zivilgesellschaftlichen Crowdfunding-Plattform Respekt.net wurde heuer erstmals vergeben. Die ausgezeichneten Projekte sind:

Otelo eGen

Das kooperative Projekt "Otelo eGen" experimentiert mit neuen Organisationsformen von Arbeit und Wirtschaft. Mitglieder der offenen Technologielabore aus dem ländlichen Raum Oberösterreichs gründeten Anfang 2014 eine eingetragene Genossenschaft ("eGen") und arbeiten seither in Selbstanstellung. Die Eigentümer sind zugleich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, zehn "Entrepreneure" arbeiten vorerst am Aufbau mit.

Interview

Den Preis für das Projekt nahmen Harald Prochaska, Marianne Gugler und Otelo-Gründer Martin Hollinetz (v.l.n.r.) im RadioKulturhaus entgegen.

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Martin Hollinetz

Der Otelo-Mitbegründer lobt am genossenschaftlichen Unternehmer/innentum, dass es einem auch ermögliche, zu sagen: "Jetzt ist genug".

Die Tätigkeitsfelder und Schaffensbereiche umfassen Regionalentwicklung, Prozessberatung, Bildung, Forschung, Kreativwirtschaft und offene Technologien. Neben der Infrastruktur werden auch soziale Leistungen und Coaching geboten. Gewinn wird in Form von freier Zeit ausgeschüttet, um zu einer ausgewogenen Life-Work-Balance beizutragen. Individuelle Freiräume und gegenseitige Unterstützung bei der Entwicklung und Umsetzung der Vorhaben stehen bei diesem Experiment mit Modellcharakter im Vordergrund. Im Sinne der Open Source-Philosophie sollen die Erfahrungen auch anderen zugänglich gemacht werden.

Obst-Stadt Wiener Neustadt

Die Initiative "Obst-Stadt Wiener Neustadt" pflanzt im öffentlichen Raum Obst und Gemüse an. Freie Vitamine für alle lautet das Motto, denn die Erträge sind für alle Menschen kostenlos zugänglich.

Martin Mollay

Obststadt-Gründer Martin Mollay brachte zum Open Innovation Forum seinen Spaten mit. An seiner Seite, Moderator Martin Bernhofer, Leiter der Ö1 Abteilung Wissenschaft und Bildung.

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Der Programmierer und Überlebenstrainer Martin Mollay hat vor mehr als zwei Jahren das Projekt einer "Essbaren Stadt" gestartet. Die Gemeinde soll dabei ebenso einbezogen werden, wie Bürger und lokale Initiativen. Ausgehend vom Stadtpark in Wiener Neustadt hat die Obststadt mittlerweile elf Standorte, die Zahl der Unterstützer wächst ständig. Die frei zugänglichen Obst-, Kräuter- und Gemüsegärten im öffentlichen Raum sollen Städte attraktiver machen, die Zusammenarbeit fördern und zum Nachdenken über Selbstversorgung und Autarkie beitragen. Das gesammelte "Know how" wird auf der Website des Projekts anderen Initiativen zur Verfügung gestellt, die in ihren Städten und Gemeinden ähnliche Projekte realisieren wollen.

Energieeffizienten Klassenraum der HTL St. Pölten

Den Publikumspreis der "Social Innovation Awards" von Respekt.net haben Ö1 Hörer/innen und User/innen durch ihr Voting an den "Energieeffizienten Klassenraum der HTL St. Pölten" vergeben.

Kristallkugel

Ein Preis führt zum anderen. Die Auszeichnung für eine Diplomarbeit zur Energieeffizienz war der Auslöser, die in der Theorie gewonnen Erkenntnisse in die Praxis zu überführen, und einen Stock der HTL St. Pölten umzubauen.

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Schüler und Lehrer der Abteilung Elektrotechnik der HTL St. Pölten haben die Energieflüsse und Einsparungsmöglichkeiten durch den Einsatz moderner Gebäudesystemtechnik an ihrer Schule analysiert und ein Modellprojekt in ihren Klassenräumen umgesetzt. Eine Energieeinsparung von über 40 Prozent gegenüber anderen Stockwerten wurde dokumentiert.

Im Rahmen von Abschlussarbeiten wurden EDV-Systeme programmiert und die aktuellen Werte auf einer Infowand online angezeigt, abrufbar auch auf mobilen Geräten wie Tablets und Smartphones. Stellvertretend für alle Beteiligten wurde der Preis beim "Ö1 Open Innovation Forum" an die Lehrer Gerhard Hinterhofer und Hermann Binder und die Schüler Lukas Kollermann und Jürgen Altenrieder vergeben.

Soziale Innovation im World Café

Zum Auftakt des Open Innovation Forums fand im Studio 3 des Wiener RadioKulturhauses eine Enquete zum Thema "Wie bringt Österreich soziale Innovation in Bewegung?" statt. Rund 50 geladene Expert/innen aus Forschung, Innovationspolitik, Privatwirtschaft und Praxis tagten zu dieser Frage.

  • Josef Hochgerner

    Josef Hochgerner vom Zentrum für Soziale Innovation präsentierte zum Auftakt den aktuellen Diskussionsstand zum Thema "Soziale Innovation"

    ORF / JOSEPH SCHIMMER

  • Josef Hochgerner

    Hochgerners Grundthese lautet: Gesellschaftlichen Herausforderungen kann nicht allein mit technischer Innovation begegnet werden. Es braucht vor allem und zuerst soziale Prozesse.

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  • Heinz Becker

    Einer der Eröffnungsredner war der Europa-Abgeordnete Heinz Becker (EVP): "Hier werden die Grundlagen der Sozial- und Wirtschaftspolitik des 21. Jahrhunderts erarbeitet."

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  • iPad

    Ganz ohne technische Innovation geht es freilich auch bei einer Enquete zur Sozialen Innovation nicht.

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  • Menschengruppen

    An sechs Tischen wurden mit der Methode des World Cafes die Fragen dieser Enquete diskutiert:
    1. Warum braucht Österreich Soziale Innovationen?
    2. Welche Prioritäten sollen gezielt gefördert werden?
    3. Welche Instrumente sollen neu oder weiter entwickelt werden?

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  • Marie Ringler

    Mit dabei war auch Marie Ringler von Ashoka.

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  • Roland Wadl

    Und Roland Wadl von der Croudfunding Plattform Respekt.net

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  • Mann hört aufmerksam zu

    An den Tischen wurde intensiv diskutiert, hier etwa von Wolfgang Schabereiter von brain+.

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  • Mann hört aufmerksam zu

    Rund 50 geladene Expert/innen aus Forschung, Innovationspolitik, Privatwirtschaft und Praxis kamen im ORF zusammen, darunter auch Florian Pomper von der Caritas Wien.

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Josef Hochgerner

In der Zusammenfassung der nachmittäglichen Enquete wartet Josef Hochgerner vom Zentrum für Soziale Innovation mit der Aussicht auf Geld im nächsten Jahr auf.

Konzept und Moderation

Martin Bernhofer und Ina Zwerger, Ö1 Wissenschaftsredaktion