Die Finanzen des Terrornetzwerks IS

Die Terroristen des IS, des Islamischen Staates, bauen ihre finanzielle Unabhängigkeit immer weiter aus, sagen Beobachter. Öl, Entführungen und Erpressungen spielen dabei eine große Rolle, Spenden von reichen Gönnern aus der Golfregion hingegen haben angeblich an Bedeutung verloren. Transparent ist dabei kaum etwas, man ist auf Geheimdienstbeobachtungen, Zeugenaussagen und Zufallsfunde angewiesen.

Morgenjournal, 17.9.2014

Kunstraub, Mafiamethoden und Öl

Mehr als 8.000 Jahre alte Kunstobjekte aus Syrien haben 27 Millionen Dollar gebracht. Diese Information war auf einem USB-Stick, den die irakische Armee bei einem ranghohen IS-Mitglied beschlagnahmt hat. Von einem Lebensmittelhändler in Mossul haben die Extremisten heuer schon 6 oder 7 Mal je 100 Dollar kassiert. Wenn er nicht zahlt, würde man vor seinem Geschäft einen Sprengsatz zünden. Dafür hat er eine Quittung bekommen, das Geld ist als "Zakat" ausgewiesen, das ist die für Moslems verpflichtende Almosensteuer. Die Terroristen kommen auf sozusagen klassische Weise zu Geld, sagt der US-Journalist Josh Rogin: Entführungen, Plünderungen, Drogenhandel und Geldwäsche:
Die Erpressungen seien an der Tagesordnung, betroffen seien kleine Händler, Tankstellenpächter, Fabriksbesitzer, aber auch Ärzte und Apotheker.

Wieviel Geld aus Entführungen kommt, also als Lösegeld in die Kassen kommt, ist ebenfalls völlig unklar. Lösegelder aus europäischen Ländern nennen Experten als wichtige Einnahmequelle für Terrororganisationen wie Al Kaida und deren Ableger und schätzen, dass damit in den vergangenen 5 Jahren insgesamt rund 125 Millionen Euro eingenommen worden sind. Die IS-Terrorgruppe hatte für den US-Reporter James Foley angeblich 100 Millionen Dollar gefordert. Die USA zahlen aber aus Prinzip kein Lösegeld, Foley wurde geköpft.

Die wichtigste Geldquelle dürfte aber der Verkauf von Öl sein. Allein im Irak sind es angeblich 5 Ölfelder, zu denen die Extremisten Zugang haben. Jedes Ölfeld hat 40 bis 70 Ölquellen. Experten schätzen, dass das Öl über verschiedene Umwege in die Türkei gelangt. Bei 25.000 Barrel Öl pro Tag geht man davon aus, dass das allein 1,2 Millionen Dollar bringt - selbst wenn es zu Diskontpreisen verkauft wird. Die Financial Times beruft sich auf Geheimdienstquellen und hält sogar eine noch größere Fördermenge für realistisch. Geldflüsse von reichen Privatmenschen etwa aus Kuwait, Katar oder Saudi-Arabien spielen hingegen mittlerweile eine kleinere Rolle, auch weil es Sanktionen und in einigen Fällen sogar Verhaftungen gab.

Wenn man alles zusammenrechnet, bleibt am Jahresende vermutlich ein Gewinn von 1 bis 200 Millionen Dollar übrig, hat das US-Forschungsinstitut RAND Corporation hochgerechnet.

Übersicht

  • Naher Osten